Wolfgang Albrecht wurde durch seine ersten Studien in verschiedenen sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern, darunter Philosophie und Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin, die er mit dem Magisterexamen („M.A.“) abschloss, für Fragen der sozialwissenschaftlich orientierten analytischen Psychologie sensibilisiert. Daher begann er anschließend ein Aufbaustudium im Fach Allgemeine Psychologie (Diplom 1984), um später eine Ausbildung zum Psychoanalytiker anzustreben.
In diesem Beitrag sollen die wichtigsten Funktionen und die Logik von Träumen untersucht. Der Traum rückt jetzt wieder mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit, nachdem auch die Kognitionswissenschaften den Traum als Forschungsobjekt für sich entdeckt haben. Zwar gesteht man Träumen von dieser Seite jetzt eine Funktion im Sinne eines Evolutionsvorteils zu, betrachtet aber weiter eine subjektive Bedeutung für die jeweiligen träumenden Individuen skeptisch. Deshalb sei hier noch einmal auf die psychoanalytischen Traditionen verwiesen. Dieser Beitrag steht in einer Reihe von mehreren anderen Beiträgen über das Unheimliche im Traum, einer Revision von Freuds Theorie des Traums und Gedanken über das luzide Träumen, die auch in meinem Blog erschienen sind. Dabei geht es mir aber nicht nur die jeweilige individuelle Bedeutung der Träume, vielmehr soll kontextuell ebenso auf die kulturelle Dimension von Träumen hinweisen.
Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass Träume eine bedeutende Inspirationsquelle für kulturelle Hervorbringungen in verschiedenen Bereichen wie Erzählungen, Mythen, bildende Kunst, Musik und Literatur gewesen sind. Träume haben in vielen Kulturen und Epochen als Ausgangspunkt für kreative, spirituelle und künstlerische Werke gedient. Hier sind einige zentrale Aspekte und Beispiele:
In vielen Kulturen sind Träume eine Quelle für Mythen und religiöse Erzählungen:
Antike Kulturen: In der griechischen und römischen Mythologie spielen Träume eine zentrale Rolle. So erhielt der griechische Held Agamemnon im „Ilias“ von Homer einen göttlichen Traum als Zeichen für den Krieg gegen Troja. Götter kommunizierten oft durch Träume mit den Menschen.
Biblische Erzählungen: Im Alten Testament gibt es viele Traumberichte, wie z. B. den Traum von Jakob (die Himmelsleiter) oder die Träume des ägyptischen Pharaos, die von Joseph gedeutet wurden. Diese Träume dienten als Grundlage für spirituelle und historische Erzählungen.
Indigene Mythen: In vielen indigenen Kulturen, z. B. in Nordamerika oder Australien, spielen Träume eine bedeutende Rolle in der Schöpfungsgeschichte und in spirituellen Praktiken. Träume werden oft als Botschaften von Ahnen oder Göttern betrachtet und inspirieren Mythen, Riten und künstlerische Ausdrucksformen.
Viele Werke der Romantik und des Symbolismus wurden stark von Träumen inspiriert. Dichter wie Samuel Taylor Coleridge schrieben Gedichte wie „Kubla Khan“ basierend auf Träumen. Auch Edgar Allan Poe ließ sich von alptraumhaften Visionen zu seinen düsteren Geschichten und Gedichten anregen.
Träume waren eine wichtige Inspirationsquelle für die surrealistische Bewegung in der Literatur. Autoren wie André Breton und Louis Aragon schöpften aus dem Unbewussten und ließen ihre Werke wie „Traumnotizen“ erscheinen, in denen Logik und Realität aufgelöst wurden.
Klassische Literatur: Klassiker wie „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll haben Traumstrukturen, in denen die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmt. Träume dienen hier als Grundgerüst für die Schaffung surrealer Welten.
Surrealistische Kunst: Träume und das Unbewusste sind zentrale Themen der surrealistischen Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts. Künstler wie Salvador Dalí und Max Ernst griffen oft auf traumartige Bilder und Symbolik zurück. Dalís berühmtes Werk „Die Beständigkeit der Erinnerung“ (mit den schmelzenden Uhren) ist ein klassisches Beispiel für eine durch Träume inspirierte Darstellung von Zeit und Realität.
In vielen traditionellen Kulturen, wie bei den Aborigines in Australien, werden Träume als „Traumzeit“ verehrt, und diese Visionen werden in Form von Bildern, Symbolen und heiligen Darstellungen in Felsenmalereien und Artefakten weitergegeben.
Komponisten wie Giuseppe Tartini sollen ihre Werke von Träumen inspiriert bekommen haben. Tartinis berühmte „Teufelstriller-Sonate“ basiert auf einem Traum, in dem er den Teufel Geige spielen sah.
Traumzustände und Musik: In der modernen Musik haben Künstler wie Paul McCartney von den Beatles berichtet, dass Melodien aus Träumen zu ihnen gekommen sind. McCartneys Lied „Yesterday“ entstand angeblich aus einem Traum.
Traumnarrative in Filmen: Filme wie „Inception“ von Christopher Nolan sind stark von Traumstrukturen beeinflusst. Der Film erkundet die Idee, dass Träume eine eigene Realität bilden können, die manipuliert und als Inspiration genutzt wird. Auch David Lynchs surrealistische Filme wie „Mulholland Drive“ basieren stark auf traumartigen, surrealen Erzählstrukturen.
In der Psychologie haben Sigmund Freud und Carl Gustav Jung die Bedeutung von Träumen für das Verständnis des Unbewussten und der kollektiven Mythen betont. Für Jung waren Träume nicht nur persönlich, sondern auch archetypisch und kulturell relevant. Seine Theorie der „kollektiven Symbole“ legte nahe, dass Träume eine Rolle in der Entstehung von Mythen und künstlerischen Narrativen spielen.
Träume haben in der Geschichte der Menschheit wiederholt als inspirierende Quelle für künstlerische, literarische, musikalische und religiöse Schöpfungen gedient. Sie bieten Zugang zu tiefen psychologischen und symbolischen Ebenen und tragen wesentlich zur kollektiven kulturellen Imagination bei. Egal ob in antiken Mythen, in moderner Literatur oder in der Kunst des Surrealismus – Träume haben eine zentrale Rolle in der Schaffung kultureller Narrative und kreativer Werke gespielt.
Der Traum als Kulturobjekt teilt mit anderen Kulturobjekten wie Sprache, Felsenmalerei und religiöser Vision auch deren Bestimmungsmomente; er ist immer jeweils individuell und er bedarf wie diese einer Deutung. Kulturobjekte als von Menschen gemachte Hervorbringungen verstehen sich nicht von selbst. Selbst ein möglicher steinzeitlicher Satz wie: „Der Bär kommt.“, könnte bedeuten, „Achtung lauft alle weg“, oder: „Kommt her, wir müssen kämpfen.“ oder „Kommt raus, hier gibt es was zu beobachten.“ etc. Die jeweilige Bedeutung, das potentiell Gemeinte wäre jeweils immer erst interkommunikativ zu klären.
Die Idee, dass Träume eine kommunikative Funktion haben, ist eine wichtige Ergänzung zur bisherigen Theorien über das Traumen. In dieser Perspektive erfüllen Träume nicht nur eine individuelle Funktion für den Träumenden, sondern dienen auch als Medium für den Austausch und die Kommunikation innerhalb einer sozialen Gruppe. Träume können Geschichten liefern, die den Träumenden und die Zuhörer dazu anregen, sich über symbolische Inhalte, Emotionen und Bedeutungen auszutauschen.
Die Erzählung von Träumen könnte in diesem Sinne als eine Form der narrativen Konstruktion verstanden werden, die einen wesentlichen Beitrag zur Kultur, insbesondere zur Kunst und Literatur, leistet. In vielen Kulturen und Traditionen sind Träume Quellen der Inspiration, und es gibt zahlreiche Beispiele von Kunstwerken und literarischen Texten, die auf Traumvisionen basieren. Auf diese Weise könnten Träume als kollektive, fiktionale Geschichten verstanden werden, die eine wichtige Rolle dabei spielen, wie Menschen kulturelle Werte, Mythen und Erzählungen entwickeln und weitergeben.
Diese Sichtweise betont die Rolle des Traums als soziale Brücke, die über das persönliche Erleben hinausgeht. Der Akt des Erzählens von Träumen kann Gespräche anregen und als Grundlage für Reflexionen über das menschliche Dasein, tiefere psychologische Zustände oder sogar kosmische Zusammenhänge dienen. Träume bieten also möglicherweise nicht nur einen Einblick in das Unbewusste, sondern schaffen auch einen Raum für den kulturellen und künstlerischen Ausdruck.
Im Gegensatz zu Felszeichnungen wirken Träume aber meist nur flüchtig und ihr Sinn ist in der Regel nicht sehr naheliegend. Deshalb sucht der Erinnerer von Träumen meist nach einer Deutung seiner eigenen Träume, um nicht nur den Traum, sondern auch sich selbst besser verstehen zu können.
Im Anschluss an diesen Artikel möchte ich – quasi als kulturhistorische Ergänzung – noch auf Träume im Rahmen eines religiösen Weltbildes und auf Träume des modernen, neuzeitlichen Menschen am Beispiel der bei Shakespeare literarisch verarbeiteten Träume eingehen.
In der Psychotherapie geht man mit Träumen sehr unterschiedlich um. Die Psychotherapie, verstanden als Verhaltenstherapie auf der Basis des Behaviorismus, betrachtet psychische Manifestationen im Kontext naturwissenschaftlicher Verhaltensbeobachtung. Verhalten hat dort, abgesehen von den Kategorien „erwünscht“ oder „unerwünscht“, keine weitere Bedeutung . Deshalb werden Träume in der Regel im Rahmen einer Verhaltenstherapie auch eher übergangen, eben weil sie bedeutungsheischend nicht ins naturwissenschaftliche Paradigma passen. Im Gegensatz dazu gilt die Beschäftigung mit Träumen in der Tiefenpsychologie als Königsdisziplin und nimmt dort einen besonderen Stellenwert ein.
Die physiologische Aktivierung des Schlafenden durch die meist mehr oder weniger aufwühlende Traumhandlung, die intensivere Affektabfuhr im Rahmen der Traumhandlung und (seltener) die Übermittlung kreativer Lösungen für Probleme, mit denen sich der Träumende vor dem Einschlafen beschäftigt hatte. Ganz generell muss man davon ausgehen, und dies wäre die vierte Funktion, dass Träume auch als Nebeneffekt bei der allnächtlichen Verarbeitung des Kurzzeitgedächtnisses und beim Umbau des Langzeitgedächtnisses mit seinen weitreichenden neuronalen Verschaltungen entstehen und dabei eine spezifische Funktion haben könnten, die bisher aber noch nicht voll erfasst wurde.
Weil Träume prinzipiell so funktionieren wie auch Theaterstücken oder ein fiktionaler literarischer Text, kann man ihre Handlung immer versuchen analog zu diesen Kunstgattungen zu verstehen, quasi als fiktionale Beantwortung der Frage. „Was wäre wenn…“
Um die drei Logiken einfacher voneinander abgrenzen zu können, möchte ich von den fiktionalen Möglichkeiten eines Puppentheaters ausgehen. Gesetzt den Fall, es treffen sich zwei Freunde und spielen mit ihren Kasperle-Puppen. Spontan nimmt das eine Kind den Kasper und das Krokodil, der andere Junge, die Oma und den Polizisten. Mit diesen vier Protagonisten können wir jetzt schon die Möglichkeiten einer Konfliktdynamik im Rahmen des psychoanalytischen Instanzenmodells näher bestimmen. Dem Krokodil können zwanglos die oral-aggressiven Triebabkömmlinge aus dem Es zugeordnet werden, dem Kasperle entspricht ein pfiffiges und überlebenswilliges Ich, das Überich als Instanz der Unterscheidung von dem was erlaubt und verboten ist, wird repräsentiert von der Oma und der Polizist käme als Agent der Außenwelt ins Spiel, der je nach gesellschaftspolitischer Großwetterlage entweder die Belange der Oma oder des Kaspers unterstützt oder unabhängig von beiden für Artenschutz o.ä. eintritt. Der Instanz des Vorbewussten als Container wichtiger latenter Grundüberzeugungen wäre das Wissen über die vorhandenen möglichen Spielfiguren und ihrer Charakteristik zuzuordnen. Je nachdem welche Grundüberzeugungen verinnerlicht wurden, kann das Spiel eher verarmen durch Reduzierung auf zwei oder auch nur eine Spielfigur oder aber es könnte auch zu einer Vermehrung von Spielfiguren zugunsten der Steigerung einer komplexeren Handlung kommen. Gehen wir in unserem Beispiel nicht von unterkomplexen oder überkomplexen Grundüberzeugungen aus, dann stehen uns zur Entfaltung der Logik des Spielgeschehens zunächst nur vier Spielfiguren zur Verfügung.
Erster logischer Fall, es handelt sich um einen Wunscherfüllungstraum etwa mit folgenden Inhalt: das Kasperle fängt ein aus dem Zoo ausgebrochen Krokodil wieder ein, liefert es im Zoo ab und bekommt von der Oma und dem Polizisten einen Orden überreicht. Das Kasperle ist mächtig stolz auf sich und ist mit der Welt im reinen.
Zweite Logik, der Albtraum, hier würde vielleicht auch wieder das Kasperle versuchen, ein ausgebrochen Krokodil einzufangen, aber die Aktion misslingt, das Kasperle, die Oma und der Polizist werden allesamt letztlich vom Krokodil gefressen. Es bleibt niemand übrig, der als Retter auf den Plan treten könnte. Die Angst eskaliert.
Im Rahmen der Logik des Konfliktlösungstraums würde tendenziell mehr teils realistisch – teils surrealistisch sowohl der Ausgang als Albtraum als auch der des naiven Wunscherfüllungstraums vermieden. Darüber hinaus könnten vielfältige untergeordnete Motive zusätzlich in die Spielhandlung integriert werden: zb könnte es sein, dass das Kasperle sich ganz prima mit dem Krokodil versteht und ihn als neuen Spielkameraden ansieht, während die Oma aber findet, dass das Krokodil wieder zurück in den Zoo gebracht werden sollte, und der Polizist zwar von der Oma beauftragt wird, das Krokodil zurückzubringen, aber er erweist sich als zu schusselig und kann den Weg nicht finden oder er muss erst erst mal Mittagspause machen, sodass die Lösung sich verzögert etc. Es ist klar, das der dritten Logik folgend unendlich viele und extrem kreative Einfälle verarbeitet werden könnten, oder aber, dass eine Lösung quälend langsam abliefe.
Zieht man dann noch die Möglichkeit in Betracht, dass durch eine Modifikation der Grundüberzeugungen das Ensemble der Spielfiguren noch erweitert werden könnte, würde man die Spielhandlungen in epischer Breite sich entfalten lassen und viele spannungsvolle Höhepunkten einbauen, ohne dass es zur Entgleisung in Form eines Albtraum kommen muss.
Eine mögliche Störung im Bereich der Grundüberzeugungen könnte zb sein, dass allen Spielfiguren – außer dem Krokodil – Antriebsschwäche und mangelnde Durchsetzungsfähigkeit unterstellt wird. Dies muss zwar nicht zwangsläufig zu albtraumhaften Verläufen führen, aber diese Tendenz würde wahrscheinlicher und könnte eine logische Übergangsform begründen, bei der sich die Logik des Konfliktlösungstraums mit der Logik des Albtraums vermischt.
Für die psychotherapeutische Arbeit im Rahmen der Tiefenpsychologie am lohnendsten ist sicherlich die Logik des Konfliktlösungstraums, aber nur insofern die Handlung nicht hyperkomplex wird und jede Übersichtlichkeit in Bezug auf einen Plot verhindert. Romanhafte Träume sind inhaltlich meist so überfrachtet, dass die darin enthaltenen Grundkonflikte mehr verstellt als transparent werden.
Noch ein Nachtrag zu typischen Störungen beim Träumen. Hier sind vor allem vier Fälle zu nennen: Beim Bruxismus kommt es zur Behinderung bzw. Verhinderung des freien Affekterlebens im Traum durch Anspannung der Kiefermuskulatur. Beim Schlafwandeln, der bei Erwachsenen meist nur beim Schlafmangel von z.B. Schichtarbeitern vorkommt, werden Träume quasi ausgelebt, ohne dass sich die Schlafenden anschließen daran erinnern könnten. Bei der sogenannten „persistierenden Schlaflämung“ handelt es sich um eine Aufwachstörung, bei der der Träumende zwar teilweise wach wird, aber albtraumhaft davon gequält wird, sich nicht willentlich bewegen zu können, weil die während des Traums üblicherweise aktivierte Schlaflähmung, die verhindern soll, dass der Träumende muskuläre Mitbewegungen ausführt, nicht aufgehoben wurde. Die vierte Störung ist als komplementär zur persistierenden Schlaflähmung aufzufassen, weil bei ihr meist im Rahmen aggressiver Auseinandersetzung in einer Traumhandlung die Schlaflähmung nicht wirksam ist und es zu unwillentlichen muskulären Mitbewegungen kommen kann.
Ursachen für diese unwillentlichen Mitbewegungen sind vermutlich evozierte Erinnerungen an tatsächliche traumatische Ereignissen. Schlafwandeln aufgrund von Schlafmangel kann bei Schichtarbeit oder aber auch bei Feuerwehrleuten, die nachts häufig geweckt werden, auftreten. Die persistierende Schlaflähmung steht meist in Verbindung mit innerer Unruhe während des Schlafs und ist häufig mit dem Wunsch verbunden, von einer betreuenden Person geweckt zu werden.
Träume in einem religiösen Kontext: In der Bibel spielen Träume eine bedeutende Rolle und dienen oft als Mittel bzw. werden so eingeordnet als würde Gott mit Menschen in diesem Medium kommunizieren. Hier einige Beispiele von Träumen in der Bibel:
Jakobs Traum von der Himmelsleiter (Genesis 28:10-22):
Jakob träumt von einer Leiter, die von der Erde bis zum Himmel reicht, und auf der Engel auf- und niedersteigen. Oben auf der Leiter steht Gott und verheißt Jakob und seinen Nachkommen das Land, auf dem er schläft.
Josefs Träume (Genesis 37):
Josef träumt zweimal: In einem Traum binden seine Brüder Garben auf dem Feld, und seine Garbe richtet sich auf, während die Garben seiner Brüder sich um seine Garbe herum niederbeugen. In einem zweiten Traum beugen sich die Sonne, der Mond und elf Sterne vor ihm. Diese Träume deuten auf seine zukünftige Machtstellung und provozieren den Neid seiner Brüder.
Pharaos Träume (Genesis 41):
Der Pharao von Ägypten hat zwei Träume, die niemand deuten kann, bis Josef hinzugezogen wird. In dem ersten Traum stehen sieben fette Kühe am Nil und werden von sieben mageren Kühen verschlungen. Im zweiten Traum gibt es sieben volle Ähren, die von sieben dünnen und versengten Ähren verschlungen werden. Josef deutet die Träume als sieben Jahre des Überflusses, gefolgt von sieben Jahren der Hungersnot, und gibt dem Pharao Rat zur Vorbereitung.
Nebukadnezars Träume (Daniel 2 und Daniel 4):
Die Träume des babylonischen Königs Nebukadnezar, wie sie in den Kapiteln 2 und 4 des Buches Daniel beschrieben sind, sind zentrale Ereignisse im Alten Testament der Bibel und beinhalten wichtige prophetische und theologische Bedeutungen.
Daniel 2: Der Traum von der Statue: Im zweiten Kapitel des Buches Daniel hat Nebukadnezar einen Traum von einer großen Statue, die aus verschiedenen Materialien besteht. Der Traum macht dem König große Sorgen, aber er kann sich nicht daran erinnern und verlangt, dass seine Weisen den Traum deuten. Da sie dies nicht können, droht Nebukadnezar, alle Weisen zu töten. Daniel jedoch, ein jüdischer Exilant und einer der Weisen im Königreich, bittet um Zeit und betet zu Gott. Gott offenbart Daniel den Traum und dessen Bedeutung.
Nebukadnezar sieht eine riesige Statue, die aus folgenden Teilen besteht:
Kopf aus Gold: Repräsentiert das Babylonische Reich, mit Nebukadnezar als Herrscher.
Brust und Arme aus Silber: Symbolisiert das Medo-Persische Reich, das nach Babylon kommen wird.
Bauch und Schenkel aus Bronze: Steht für das Griechische Reich, das später das Medo-Persische Reich ablösen wird.
Beine aus Eisen: Repräsentiert das Römische Reich, stark und mächtig.
Füße aus einer Mischung von Eisen und Ton: Symbolisiert ein geteiltes Königreich, das teilweise stark und teilweise schwach ist.
Ein großer Stein, der ohne menschliches Zutun vom Himmel herabkommt, zerschlägt die Statue und wird zu einem großen Berg, der die ganze Erde erfüllt. Dieser Stein repräsentiert das Reich Gottes, das alle irdischen Reiche zerstören und ewig bestehen wird.
Der Traum deutet die Abfolge von Weltreichen an, die schließlich durch das Reich Gottes abgelöst werden, das für immer bestehen wird. Daniel erklärt dem König, dass Gott ihm den Traum gegeben hat, um ihm die Zukunft zu offenbaren.
Daniel 4: Der Traum vom Baum: Im vierten Kapitel hat Nebukadnezar einen weiteren Traum, den Daniel ebenfalls deutet. Nebukadnezar sieht im Traum einen riesigen Baum, der so hoch ist, dass er den Himmel berührt, und der die ganze Welt beschattet. Die Tiere finden unter ihm Schutz, und die Vögel nisten in seinen Zweigen. Plötzlich befiehlt ein himmlischer Wächter, den Baum zu fällen, seine Äste abzuschneiden und seine Blätter zu verstreuen. Doch der Wurzelstock soll im Boden bleiben, mit einem Band aus Eisen und Bronze umgeben, und der Baum soll im Tau des Himmels leben wie ein Tier, bis „sieben Zeiten“ über ihn hinweggehen.
Daniel deutet, dass der Baum Nebukadnezar selbst repräsentiert. Der König wird aufgrund seines Stolzes gedemütigt und wird seinen Verstand verlieren, sodass er wie ein Tier im Freien leben wird. Dies soll so lange geschehen, bis er anerkennt, dass Gott der höchste Herrscher ist und dass Gott über die Reiche der Menschen regiert. Der Wurzelstock bedeutet, dass Nebukadnezars Reich wiederhergestellt wird, sobald er diese Lektion gelernt hat.
Die biblischen Autoren von Daniel 2 und 4 verwenden Träume und deren Deutungen, um eine theologische Botschaft zu formulieren: Beide Träume symbolisieren die Souveränität des jüdischen Gottes über die Reiche der Welt und die Vergänglichkeit menschlicher Macht. Sie zeigen, dass trotz der Größe und Macht menschlicher Herrscher letztlich nur Gottes Reich Bestand haben wird. Die Geschichte von Nebukadnezar und seinen Träumen und deren Deutung durch Daniel ist eine Warnung vor Stolz und die Ermahnung, demütig vor Gott zu bleiben.
Träume im Neuen Testament
Josephs Träume (Matthäus 1:20-21, Matthäus 2:13,19-20):
Im Neuen Testament träumt Josef, der Ehemann Marias, mehrfach. Ein Engel erscheint ihm im Traum und ermutigt ihn, Maria als seine Frau zu nehmen, da das Kind, das sie erwartet, vom Heiligen Geist ist. Später wird er im Traum aufgefordert, mit Maria und Jesus nach Ägypten zu fliehen, um dem Zorn des Herodes zu entkommen. Nach Herodes’ Tod erscheint ihm ein Engel erneut im Traum und fordert ihn auf, nach Israel zurückzukehren.
Diese Beispiele zeigen, wie Träume in der Bibel im Rahmen eines religiösen Weltbildes oft als göttliche Botschaften interpretiert wurden.
Als exemplarisch für Träume in der Literatur der Neuzeit seien Träume im Werk Shakespeares erwähnt: Träume spielen in den Werken von William Shakespeare eine bedeutende Rolle und werden oft genutzt, um tiefere Einsichten in die Charaktere und die Handlung zu bieten. Seine nicht mehr religiös gebundene Verwendung von Träumen und Visionen dient dazu, die inneren Zustände seiner Charaktere zu offenbaren, kommende Ereignisse anzudeuten oder die Grenze zwischen Realität und Phantasie zu erkunden.
Beispiele:
„A Midsummer Night’s Dream“ (Ein Sommernachtstraum):
Der Titel selbst verweist auf Träume und die verschwimmenden Grenzen zwischen Realität und Phantasie. Viele der Geschehnisse im Wald, wo die Hauptfiguren magischen Einflüssen ausgesetzt sind, werden am Ende als „nur ein Traum“ abgetan. Puck, der schelmische Geist, spricht in seinem Schlussmonolog davon, dass das Publikum alles, was es gesehen hat, als einen Traum betrachten sollte, wenn es ihm nicht gefallen hat.
„Hamlet“:
Träume spielen in Hamlets berühmtem Monolog „Sein oder Nichtsein“ eine zentrale Rolle. Hamlet reflektiert über den Tod und das, was nach dem Tod kommen könnte, und beschreibt den Tod als „Schlaf“. Die Ungewissheit über die „Träume“, die in diesem „Schlaf des Todes“ kommen könnten, hält ihn davon ab, Selbstmord zu begehen.
„Macbeth“:
In „Macbeth“ spielen Träume und Visionen eine wichtige Rolle. Nach dem Mord an König Duncan wird Macbeth von Schuldgefühlen und Visionen geplagt, darunter die berühmte Erscheinung eines blutbefleckten Dolches. Lady Macbeth, die anfangs die treibende Kraft hinter dem Mord ist, wird später von Schlafwandeln und Albträumen heimgesucht, die ihre Schuldgefühle widerspiegeln und schließlich in Wahnsinn übergehen.
„Julius Caesar“:
Calpurnia, die Frau von Julius Caesar, hat einen prophetischen Traum, in dem sie sieht, wie Blut aus einer Statue ihres Mannes strömt, was sie als Warnung vor seinem bevorstehenden Mord deutet. Trotz ihrer Warnungen und Bitten ignoriert Caesar den Traum und geht dennoch zum Senat, wo er ermordet wird.
„Richard III“:
Richard III. wird in der Nacht vor der Schlacht von einer Reihe von Geistern der Menschen heimgesucht, die er ermordet hat. Diese Erscheinungen verfluchen ihn und prophezeien seinen Untergang. Diese Visionen sind eine Mischung aus Traum und Albtraum und reflektieren Richards Schuld und Furcht.
„The Tempest“ (Der Sturm):
Der Zauberer Prospero erzeugt mithilfe seiner Magie eine Traumwelt auf der Insel. Die Handlung selbst kann als eine Art Traum oder Illusion betrachtet werden, insbesondere da Prospero am Ende des Stücks seine Magie aufgibt und die „Träume“ beendet.
Erste Studien in verschiedenen sozialwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Fächern u.a. in dem Fachbereichen Philosophie und Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin, die ich mit dem Magisterexamen (“M.A.”) abschloss, sensibilisierten mich für Fragen der sozialwissenschaftlich orientierten analytischen Psychologie. Ich begann deshalb danach ein Aufbaustudium im Fach Allgemeine Psychologie (Diplom 1984), um dann eine Ausbildung zum Psychoanalytiker anzustreben.
Nach der beruflichen Tätigkeit in verschiedenen Berliner Kliniken (im vollstationären und teilstationären Bereich) und Beratungsstellen, sowie Weiterbildungen in Paartherapie und Familientherapie, analytischer Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie war ich über fünf Jahre als Dozent am Institut für Psychotherapie, Psychoanalyse und Psychosomatik Berlin e.V. tätig. Parallel begann ich meine freiberufliche Tätigkeit als Psychotherapeut in eigener Praxis, die sich seit 25 Jahren am Olivaer Platz in Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf befindet.
In meiner langjährigen Berufserfahrung sowohl in Institutionen als auch in eigener Praxis als approbierter Psychologischer Psychotherapeut ist mir neben dem klinische Blick für die jeweilige Beschwerden das Verständnis des Ratsuchenden in seinem sozialen Kontext von Freunden, Liebes-Beziehungen, Familie und Arbeitszusammenhängen das wichtigste Rüstzeug für meine Arbeit.
In meiner Arbeit gehe ich immer vom jeweiligen Ratsuchenden aus: seiner konkreten Lebenssituation und seiner komplexen psychisch-leiblichen Situation in sozialen Kontext und in der Arbeitswelt. Ich frage mich immer, was für die Ratsuchenden jeweils von Bedeutung ist, worauf hin sie leben, was für sie Sinn macht.
In meiner Arbeit verfolge ich eine methodenübergreifende Psychotherapie, bei der die Bedürfnisse und Ressourcen des jeweiligen Patienten im Mittelpunkt stehen. Zur Anwendung kommt häufig neben der analytischen Psychotherapie (Psychoanalyse) die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die je nach Behandlungsfall ergänzt werden kann durch Entspannungsverfahren, handlungsorientierte und medienorientierte Verfahren (Kunsttherapie, Musiktherapie) oder auch z.B. durch eine systemische Betrachtungsweise der problematischen Situation. Ergänzt werden einzeltherapeutische Verfahren durch Paartherapie, Familientherapie, Gruppentherapie und Supervision von Arbeitsgruppen.
Wenn krankheitswertige Prozesse nicht im Vordergrund stehen, wende ich gerne Formen des Personal Coachings an. Bei dieser primär lösungsorientierten Methode lege ich Wert darauf, dass nicht nur handlungsrelevante und zeitnahe Fragestellungen im Rahmen von Berufsfindung oder Arbeitsplatzkonflikten der Ratsuchenden berücksichtigt werden, sondern auch biographische Elemente in tiefenpsychologischer Betrachtung miteinbezogen werden können.
Website
Olivaer Platz 15, 10707 Berlin
Wolfgang Albrecht wurde durch seine ersten Studien in verschiedenen sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern, darunter Philosophie und Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin, die er mit dem Magisterexamen („M.A.“) abschloss, für Fragen der sozialwissenschaftlich orientierten analytischen Psychologie sensibilisiert. Daher begann er anschließend ein Aufbaustudium im Fach Allgemeine Psychologie (Diplom 1984), um später eine Ausbildung zum Psychoanalytiker anzustreben.