Aspekte des morphologischen Bild-Begriffs, die ‚Auskuppel-Kultur‘ und was die Erfahrung von Sinn damit zu tun hat

Überarbeitete Fassung des Vortrags auf der Tagung der WSG ‚Sinn-Bilder-Sinn‘ am 17. September 2021 an der BSP in Berlin

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Prof. Dr. Dirk Blothner ist seit über dreißig Jahren als Wirkungsforscher, Psychoanalytiker und Berater tätig. Er untersucht Alltagsphänomene, Filme und Medieninhalte und hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zu diesen Themen veröffentlicht. An der Universität zu Köln hat er sich mit einer Untersuchung zum Glücksgefühl habilitiert und hält dort als außerplanmäßiger Professor Lehrveranstaltungen in Psychologie ab.

Kontakt: dirk@blothner.de

Aspekte des morphologischen Bild-Begriffs, die ‚Auskuppel-Kultur‘ und was die Erfahrung von Sinn damit zu tun hat

Mit meinem Vortrag habe ich die Aufgabe übernommen, zu der Tagung „Sinn-Bilder-Sinn“ einführende Worte beizusteuern. Mir ist bewusst, dass meine Darlegungen zum morphologischen Bild-Begriff nur eine grobe Skizze sein können. Das ist mir schon deutlich geworden, als ich über das Thema nachzudenken begonnen habe. Der Bild-Begriff ist ein weit verzweigter, Grundkonzepte der Psychologischen Morphologie berührender Gegenstand und man könnte dessen Untersuchung noch sehr viel weiter ausführen, als ich es vorhabe. 

Wenn man die Veröffentlichungen von Wilhelm Salber als Orientierung nimmt, dann möchte ich fünf wichtige Arbeiten herausheben. Da ist zunächst der 1957 erschienene Aufsatz „Bildgefüge und Erlebnisgefüge“.  In ihm hat Salber untersucht, inwiefern sich mit den Wirkungsprozessen, die bei einer Bildbetrachtung aufkommen, ein seelischer Bild-Zusammenhang entfaltet. Zwanzig Jahre später, 1977, hat er das bemerkenswerte Buch „Kunst – Psychologie – Behandlung“ veröffentlicht. Darin hat er die Analogien zwischen Bildender Kunst auf der einen und psychischen Gestaltungsformen auf der anderen Seite aufgezeigt. Am Ende ist er dann noch auf ein Psychotherapiekonzept eingegangen, das seine Wirksamkeit aus der Wucht von Bildern bezieht. 1983 ist ein ähnlich erstaunliches Werk erschienen: „Psychologie in Bildern“. Dabei handelt es sich um eine Gesamtdarstellung der morphologischen Psychologie, die bewusst in Stichworten geschrieben ist und Bilder heranzieht, um diese zu verdeutlichen. Wenn man sich auf dieses eigenartige Grundlagenwerk einlässt, erarbeitet man sich über Bilder der Kunst eine Einführung in die Grundprozesse des Psychischen. Dann möchte ich das viel gelesene Buch „Psychologische Märchenanalyse“ von 1987 erwähnen, das darauf hinausläuft, Lebensbilder, also individuell gelebte Bilder, über Märchen einzukreisen. Schließlich gehört in diese Reihe „Seelenrevolution“ (1993), ein Buch, das Salber im Untertitel als eine „komische Geschichte des Seelischen und der Psychologie“ bezeichnet hat. Hier hat er Märchenbilder und Kulturbildungen miteinander in Austausch gebracht.  Sie sehen: Wenn ich das so aufzähle, wird unmittelbar deutlich, dass wir uns auf dieser Tagung mit einem für die Morphologie bedeutsamen Thema beschäftigen. Mein Bestreben ist es nun, trotzdem eine kurze und nachvollziehbare Einführung zu geben. 

Zunächst ein Überblick: Mein Vortrag wird erst einmal auf wechselnde Handlungsbilder eingehen. Dann auf überdauernde Bilder. Das müssen wir voneinander unterscheiden. Dann werde ich ein bestimmtes, die Individuen übergreifendes Bild ‚malen‘, nämlich die zeitgenössische „Auskuppelkultur“ (Salber 1993, S.184ff.). Davon ausgehend werde ich die Frage stellen: was wird eigentlich als sinnvoll erlebt? Wenn wir etwas als  sinnvoll erfahren – was meinen wir damit? Und wie stellen sich solche Erfahrungen von Sinn in der Auskuppelkultur her?

Wechselnde Handlungs-Bilder

Ich fange mit einer Alltagssituation an. Man könnte ihr den Namen ,Warten auf den Arzt‘ geben. Man könnte auch sagen ,Warten, bis der Arzt kommt‘. Was diese heute so beliebte Redewendung zum Ausdruck bringt, werden wir allerdings erst am Ende des Vortrags, wenn wir uns mit der ‚Auskuppelkultur‘ beschäftigt haben, verstehen können. Ich denke aber, bei den folgenden Beschreibungen können sie alle mitgehen, weil jeder von ihnen schon einmal Zeit im Warteraum einer Arztpraxis verbracht hat. Wenn wir diese Alltagssituation als ein Handlungs-Bild fassen, grenzen wir den morphologischen Bildbegriff ab von vielen anderen Bild Momenten, von denen man denken könnte, dass es darum jetzt ginge. Man könnte zum Beispiel denken, dass ich als Person die Praxis betrete und die Sprechstundenhilfe als ein Wahrnehmungsbild erfasse. Dann nehme ich die anderen Patienten als bildartige Gestalten wahr oder mir fallen die Bilder an den Wänden der Praxis auf. Man könnte auch davon ausgehen, dass ich mir ein Vorstellungsbild von dem Arzt mache, den ich vielleicht noch nicht kenne, auch von der anstehenden – womöglich unangenehmen – Untersuchung. 

Doch all das, was ich aufzähle, darum geht es nicht, wenn wir uns morphologisch mit dem Bild-Begriff beschäftigen. Die Morphologie fasst nämlich das Ganze, also den gesamten Aufenthalt vor der Untersuchung durch den Arzt, als ein Bild. Aus methodischen Gründen stellt sie das Konzept einer wahrnehmenden Person zurück, um auch unbemerkt oder unbewusst Mitwirkendes in den Blick nehmen zu können. Das Wartezimmer, dessen Wände, die Fenster, die Tür, die Stühle – das sind Gegebenheiten, die ich nicht fokussiere. Und doch strukturieren sie den Erlebens- und Handlungsraum meines Arztbesuches. Der Aufenthalt im Wartezimmer formt sich an dem Raum zwischen den Stühlen aus, an den Praxis-Mitteilungen an den Wänden, an dem Blick durch das Fenster. Er richtet sich aus mit der Auswahl eines Stuhles. Auch die Bewegungsmöglichkeiten des Handlungs-Bildes sind durch die räumlichen Verhältnisse der Praxis bestimmt. Es gibt einen Eingang. Es gibt den Raum zwischen den Sitzgelegenheiten. Sind noch Stühle frei, besteht eine gewisse Möglichkeit zur Auswahl. Ist der Warteraum vollbesetzt, sind die Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Ich könnte durch den Eingang gleich wieder rausgehen und den Arztbesuch abbrechen. Aber bitte schön, wenn ich zum Arzt gehe, dann geht die Richtung doch durch das Behandlungszimmer! Da muss ich durch, denn ich warte auf den Arzt. 

Das sind ein paar Gestaltungszüge dieses Bildes, aber es ist noch mehr dabei, wenn wir es noch genauer beschreiben. So ein Handlungs-Bild hat eine Dynamik, ein bisschen ‚Drama‘ ist immer dabei. Darauf werde ich aufmerksam, wenn ich verspüre, dass ich mich zwischen Schmerz, Not und Angst auf der einen Seite und einem Wunsch nach Linderung, Erlösung andererseits befinde. Ich ahne, mit der Begegnung mit dem Arzt sind eventuell Gefahren verbunden oder es kommt Scham auf. Muss ich mich ausziehen? Auch die Angst vor einer Fehleinschätzung des Arztes kann aufkommen. Und es geht noch weiter. Wir können beobachten, dass die Handlungs-Bilder nicht statisch sind. Sie bilden sich um. Sie bringen etwas heraus, wenden und drehen sich im Verlauf der Zeit. Damit findet ein Bedeutungswandel statt. Der freie Platz, auf den ich mich erleichtert niedergelassen habe, wird zum ‚Folterstuhl‘, wenn ich lange warten muss. Die ängstliche Erwartung verwandelt sich auf diese Weise in Ärger. Ich muss dieses Mal nicht stundenlang warten, aber bei mir kommt doch Ungeduld auf. Ich war für zehn vor acht bestellt, merke aber, dass jemand, der vorher noch nicht da war, zuerst drankommt. Ich möchte aufzustehen, zum Empfang gehen und mich beschweren. Ich verspüre Ansätze, auf die Position des zuerst Gekommenen zu pochen…

Ich glaube, es wird deutlich, was wir davon haben, wenn wir den Alltag mit dem morphologischen Bildbegriff aufschlüsseln. Er macht uns darauf aufmerksam, dass unsere Alltagsunternehmungen ganzheitliche Zusammenhänge sind. Sie bilden ein Ganzes aus, das den Sinn der Einzelheiten determiniert. Der Bild-Begriff macht darüber hinaus auf die eigentümliche Welt des Psychischen aufmerksam: Beim Warten auf den Arzt formt sich eine Art Überlebens-Dramatik aus. In jedem Handlungs-Bild finden wir ein solches Bestreben, etwas gegen Hindernisse, Auflösungstendenzen durchzubringen. Was im Seelischen einen Zusammenhang bildet, will durchkommen. Es will sich erhalten. Oft will es mehr, als in der Situation drin ist. Wilhelm Salber war der Auffassung, dass die Handlungs-Bilder des Alltags in der Regel ein Unruhe mit sich bringendes Grundverhältnis zu behandeln suchen. Das spannungsvolle Verhältnis, das man an meinen Beschreibungen herausheben kann, lässt sich als Getan-Werden auf der einen und Tun auf der anderen Seite ausmachen. Ich suche aktiv nach einer Linderung meiner Leiden, komme dabei aber in einen Betrieb hinein, auf den ich nur wenig Einfluss habe. Und wenn ich hier von ‚ich‘ spreche, dann ist das eine Vereinfachung. Das Konzept einer Person, die Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken hat, übersieht, dass sich hier ein Bildzusammenhang wendet und mit ihm die Bedeutungen der Einzelheiten – was sich prototypisch an den Entwicklungen des Filmerlebens aufzeigen ließe (Blothner 2021).

Aber vielleicht ist das immer noch nicht alles, was beim Warten auf den Arzt mitwirkt. Woher die Dramatik bei aller Artigkeit und Geduld? Gibt es vielleicht noch einen Aspekt, den wir übersehen haben? Einen Anhaltspunkt findet diese Vermutung in dem ‚magischen Glanz‘, mit dem der Arzt von den geduldig wartenden Patienten versehen wird. Alles Tun und Lassen ist ausgerichtet auf eine wirkungsvolle, heilende Figur, die wie eine Art Zauberer, ein Schamane die Leidenden zu sich kommen lässt. Natürlich wird dieses Moment im 21. Jahrhundert in Europa so nicht umgesetzt, aber es bildet doch einen wirksamen Zusammenhang, der die Einzelheiten mit Bedeutung auflädt. Wir erkennen ein Muster darin als wirksam, nämlich den Glauben des Kindes, dass ein anderer, vielleicht ‚der Vater‘, die erlittene Not von ihm nehmen wird. Dieses Muster bringt eine gewisse Wucht in die Alltagssituation, es will sie in seinem Sinne ausrichten. Da wir aber keine Kinder mehr sind, gibt es auch eine Menge Zweifel daran, dass sich der Besuch tatsächlich an kindlichen Erwartungen ausrichten wird. Dieses Sich-bemerkbar-Machen von mythischen Mustern in den aktuellen Vorgängen, verweist auf eine weitere Sorte von Bildern. 

Überdauernde Bilder

Und damit komme ich zu dem zweiten Punkt. So wie wechselnde Handlungs-Bilder ihren Rahmen in der Situation finden, so finden überdauernde Bilder ihren Rahmen in Urphänomenen und Mythen. Also in wiederkehrenden Mustern, die die Unruhe des Lebens strukturieren. Anders gesagt: In Bildern, mit denen sich die Menschen seit jeher die Wirklichkeit versucht haben, fassbar zu machen. Zum Beispiel in den Märchen. Das individuelle Leben ist bestimmt durch Vorgefundenes. Wir können uns nicht aussuchen, in welche Region wir hineingeboren werden. Wir können uns auch die Familienmitglieder nicht aussuchen, die schon da sind. Auch nicht die Regeln, die in der Familie bestehen. Aber das Seelische ist dadurch nicht sklavisch festgelegt. Es bezieht das Vorgefundene in seine Gestaltungen ein. Es behandelt es in Bildern. Es gestaltet die Offenheit und bildet sich dabei heraus. Allerdings verliert es sich mitunter in den Wandlungen, die es selbst in Gang gesetzt hat. Auf diesem Weg gerät es in Belastungen, Krisen. Die Morphologie ist der Auffassung, dass vieles von dem, was im Leben Richtung und Schwung findet, sich schließlich verkehrt. Damit ist ein beängstigender Verlust an Verfügungsgewalt gegeben, der darauf drängt, ein Gestaltungsmuster aufzugreifen oder auszubilden, durch das die aufgekommene Angst eingeschränkt wird. Diese Muster setzen sich im Laufe des Lebens fest, und in der psychologischen Behandlung suchen wir sie aufzuspüren, aufzubrechen und weitere Entwicklungen zu entfesseln. Bei ihrer Beschreibung und Analyse sind die erwähnten Märchenbilder eine methodische Hilfe.

So weit zu den überdauernden individuellen Bildern. Sie sollen jetzt nicht unser Thema sein. Ich mache einen Sprung in die Kultur – also zu den überpersönlichen Wirkungszusammenhängen – und komme damit auf Kulturbilder zu sprechen. Auch an der Entwicklung der Kulturen zeigt sich der Gestaltungsdrang des Seelischen, der immer wieder lebensfähige Formen für die spannungsvolle Wirklichkeit sucht. Wer sich eine Vorstellung von der drängenden und vielleicht fatalen Gestaltungswut des Seelischen machen will, der schaue sich die Tabellen und Abbildungen von Paläontologen an. Diese Abbildung fasst die Entwicklung der Erde in einer Spiralbewegung. Unten, an dem dünnen Ende der Spirale beginnt das Leben. Es ist noch sehr einfach. Von dort aus entwickelt es sich in ausholenden Schwüngen beständig weiter. Es wird immer vielfältiger und komplizierter, aber auch breiter. Suchen sie nun nach dem Abschnitt, an dem die Gestaltungen der Menschen beginnen, dann ist dieser an dem dicken Ende der Entwicklungsspirale kaum zu erkennen. Für die Paläontologie ist dieser Abschnitt – zumindest zeitlich gesehen – unbedeutend. Im Ganzen der Erdentwicklung betrachtet, macht die Geschichte des menschlichen Lebens auf dieser Grafik nur ein paar Millimeter aus. Die Gestaltungen, mit denen die Menschen die Erde kultiviert und zu dem Lebensraum gemacht haben, den wir heute vorfinden, umfassen eine vergleichsweise kurze Zeitspanne! Mir macht die Abbildung deutlich, wie ungeheuerlich viel die menschliche Psyche in einer erstaunlich kurzen Zeit auf der Erde angerichtet hat.

Ein Kulturbild ist ein Vermittlungsprozess, der sich weitgehend außerhalb unserer persönlichen Einflusssphäre vollzieht, wenn man so will, eine unbewusste, unverfügbare und überpersönliche Sinn-Bildung. Aber sie hat für jeden einzelnen einen alltagspraktischen Nutzen. Salber meint, Kulturbilder leiteten die Menschen dabei an, wie sie „durch Verwandlungen ihr Überleben in dieser Wirklichkeit gestalten können“ (Salber 2016, S.5). Wir machen nur wenig aus uns heraus. Ein bisschen schon, denn das ermöglicht die grundsätzliche Offenheit der menschlichen Existenz. Aber im Grunde greifen wir die Formen auf, die sich vor uns schon eingerichtet haben und versuchen, daraus etwas zu machen. 

Die Ethnologin Ruth Benedict (1955) hat in ihrem Hauptwerk „Patterns of Culture“ schon in den 1930er Jahren eindrücklich gezeigt, wie Kulturen einzelne Züge des menschlichen oder geographischen Rüstzeugs zu einem Bild zusammenführen. Sie sagt:  „Jede Kultur, jedes Zeitalter beutet einige aus einer großen Zahl von Möglichkeiten aus“ (ibd. S.32), um ein Kultur Bild zu entfalten und zu erhalten. Dieses Kulturbild schließt bestimmte Dinge ein, schließt andere aus und das, was es einbezieht, das schmiedet es zusammen. Benedict hat das unter anderem an den unterschiedlichen Riten um die erste Menstruation der Mädchen verdeutlicht. Jede Kultur verleiht dieser biologischen Tatsache eine andere Bedeutung. 

Nehmen wir einmal das oben schon angesprochene Verhältnis von Tun und Getan-Werden. Dabei handelt es sich um ein Grundverhältnis der Wirklichkeit. Das Seelische hat es auf der Erde vorgefunden und verschiedene Muster ausgebildet, damit umzugehen. Nun kann die Entwicklung eines Kultur-Bildes dazu führen, dass dieses Verhältnis aufgespalten wird. Zum Beispiel in eine kreiselnde Hyperaktivität auf der einen (Tun) und eine Übermacht von bestimmenden Ordnungen (Getan-Werden) auf der anderen Seite. Wir werden gleich sehen, dass unsere zeitgenössische Kultur dazu neigt, das Grundverhältnis in dieser Art zu behandeln. Hat sich eine solche Form erst einmal etabliert und den Alltag der Menschen ausgerichtet, ergeben sich Folgen, Zwänge und es ergeben sich Begründungen, Theorien, Redeweisen darüber, die es sehr schwer machen, das Verhältnis von Tun und Getan-Werden anders zu behandeln. Das Muster der Behandlung eines solchen Verhältnisses, die Kultur eigentlich, schließt dann bestimmte Erlebens und Verhaltensformen ein und andere aus. Es schmiedet Gegebenheiten der Wirklichkeit zu einem zwingenden Bildzusammenhang zusammen. So scheint es schließlich zu der gegebenen Lebensordnung keine Alternative mehr zu geben. Sie wird als ‚natürlich‘ und damit unabänderlich erlebt. Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann ist es ja auch so, dass wir unsere Kultur als die ‚natürliche’ ansehen. Wir bewahren uns üblicherweise nicht den relativierenden Blick von Ruth Benedict

Im nächsten Abschnitt werde ich skizzieren, welche Gestaltungsmöglichkeiten von Wirklichkeit die zeitgenössische Kultur eröffnet oder auch verschließt. Dabei möchte ich versuchen, sie tatsächlich so weit wie möglich als ein Bild zu beschreiben. Denn um Bilder geht es auf dieser Tagung. Was also im Folgenden entsteht, sollte man mehr als ein Gemälde zu sehen und weniger als eine sprachlich logische Ableitung zu hören versuchen. 

Kultur-Entwicklung

Auch bei Kulturen haben wir es mit Wirkungszusammenhängen zu tun, die jeweils schon gegebene Lebensformen

 verwandeln. Kulturen fangen nicht bei null an, sondern greifen das auf, was vor ihrer Zeit gegeben ist. Salber hat das analog zu einer ‚Völkerwanderung‘ gesehen: Neue Organisationsformen von Leben, also Bilder, entstehen, indem sie sich die alten einverleiben und in ihre Ordnung einzugliedern suchen. Das findet auch statt, wenn Völker andere Länder erobern und zu beherrschen suchen. Dann gliedern sie die Formen der fremden Kultur in die eigene ein und verändern sich damit notwendig selbst. ‚Gestalt-Brechung‘ auf kollektiver Ebene. 

Neue Zeiten fangen also mit den gegebenen etwas an. Sie wandeln sie ab und  dabei entsteht eine neue Kultivierungsform von Wirklichkeit. Freud (1937) sah das für die individuelle Entwickung ähnlich, aber der Vergleich, den er zur Veranschaulichung wählte, eignet sich nicht so gut dafür, die Wandlungen einer Kultur, das Auseinander-Hervorgehen von geschichtlichen Epochen abzubilden. Freud führte nämlich als Analogie Ausgrabungsstätten der Archäologie an, die sichtbar machen, dass die älteren Schichten in der aktuellen Zeit als Bruchstücke weiterhin vorhanden sind. Salbers Begriff der ‚Völkerwanderung‘ versetzt Kulturentwicklung stärker in Tätigkeit. Denn es ist n

icht so, dass die älteren Schichten unverändert bleiben . Die gegenwärtige Kulturwelt assimiliert sie, macht etwas daraus. So wie ein expansives Volk über die eroberte Kultur hinwegzieht und diese sich aneignet, so verwandelt auch die zeitgenössische Kultur die ihr vorausgegangenen Ordnungen und Institutionen. 

Ich zeige ihnen nun ein Foto, das die Vorgängerin unserer Kultur sehr anschaulich in ein Bild rückt. Es handelt sich um einen Aufmarsch der nationalsozialistischen Bewegung auf dem Marsfeld in Nürnberg. Achten sie bitte auf den enormen Willen zur Einheitlichkeit, der darin zum Ausdruck kommt. Zehntausende stehen in Reih und Glied und sind auf ihren Führer ausgerichtet. Wieso diese Form der Behandlung von Wirklichkeit? Warum ist die Vereinheitlichung ein so starker Wert? Man kann diese Frage – sehr schematisch natürlich – beantworten, wenn man sich vor Augen hält, worauf die Vereinheitlichung eine Antwort ist.

Das wiederum kann ich mit einem Gemälde von Jacques-Louis David (1748-1825) veranschaulichen, das einen dramatischen Moment während der französischen Revolution (1789) in der Nationalversammlung Frankreichs festhält, in der die Abgeordneten versuchen, für die aufgebrochene Vielfalt eine Ordnung zu etablieren: Republik. 

Jacques-Louis David (1791) Der Schwur im Ballhaus

Vergleicht man diese beiden Abbildungen miteinander, versteht man unmittelbar, inwiefern der Versuch der einheitlichen Ausrichtung durch Hitler auch ein Versuch ist, sich das spannungsvolle Bild einer demokratischen Ordnung einzuverleiben, um es damit zu verwandeln. Denn mit dem Bild  aus der Zeit der französischen Revolution ist so etwas wie  ein Schock verbunden. Es ist der Schock eines aufbrechenden Perspektivismus, der mit der Aufklärung einherging. In Unterschied zu dem Bild vom geordneten Aufmarsch in Nürnberg zeigt es einen produktiven Streit zwischen den Menschen, macht es auf einen Blick deutlich, wie ungeheuer vielfältig und spannungsvoll es zugeht, wenn Menschen nach Umgangsformen für die Vielfalt suchen. Das ‚Tausendjährige Reich‘ Adolf Hitlers suchte des Gewimmels Herr zu werden. Der Vielfalt setzte es die Vereinheitlichung um jeden Preis entgegen. Was abwich, was sich nicht einordnen ließ, wurde verfolgt und vernichtet. Auch zu solch einem Einheits-Bild können die Menschen die Wirklichkeit zusammen zu schmieden versuchen. Die angepeilten tausend Jahre erwiesen sich allerdings als fataler Irrtum. Es waren schließlich nur zwölf Jahre, die sich der nationalsozialistische Wille zur Einheit aufrechterhalten konnte. Der Rest der Welt wollte sich nicht in diesen Einheitssack sperren lassen und nahm den Kampf dagegen auf.

 


Auskuppel-Kultur

Unter dem Eindruck der ungeheuren Verwüstungen, die Einheitsbewegungen anrichten können, suchte die Kultur nach dem Zweiten Weltkrieg nach einer Lebensordnung, mit der sie auf eine offenere Weise der Wirklichkeit einen Rahmen geben konnte. Das sich dabei einrichtende mythische Muster sah Salber in dem Märchen „Der Krautesel“ formuliert. Ein junger Mann folgt mal dieser Anziehung, mal greift er jenes Angebot auf. Er lässt sich von situativ gegebenen Versprechungen steuern und stellt die Frage nach Ziel und Ausrichtung zurück. Aber im Märchen hat das ziellose Gleiten Folgen. Der junge Mann hat ‚keinen Plan‘ und macht sich gerade damit verletzlich. Ohne es zu bemerken, gerät er in den Anziehungsbereich einer Hexe, deren Eingriffe die genossene Offenheit mehr schließt, als ihm Recht ist. Nur mittels einer entschieden durchgesetzten Rache kann er sich aus den Hexenkräften wieder befreien.

Auf welchen Wegen setzt sich dieses Märchen im Alltag der heutigen Kultur um? Nicht nur über die Entscheidungen einzelner Personen. Auch nicht nur über Gestaltungen der Politik, also die Verfassung, die Einrichtungen und Institutionen des Staates. Der Märchenmythos ist ein unbewusstes Muster, mit dem sich die Unruhe und Vielfalt der menschlichen Wirklichkeit selbst organisiert. Wenn man das Foto vom einheitlichen Aufmarsch in Nürnberg betrachtet, kann man nachvollziehen, warum gerade das Bild-Muster des ‚Krautesel‘ nach dem Zweiten Weltkrieg an Anziehungskraft zugenommen hat. Der Sog in die einheitliche Ausrichtung hat sich als etwas höchst Gefährliches, Zerstörungswütiges erwiesen. Die Kultur sucht – ähnlich wie es die Gleitbewegung des jungen Mannes im Märchen zum Ausdruck bringt – nach einer Ordnung, die es verhindert, dass sie schon bald wieder in den Sog der Einheit gerät. 

Die konkreten Alltags-Unternehmungen der Menschen stimmen sich mit dem Märchenmuster über bildlogische Vermittlungen ab. Etwa über den Mechanismus der Analogiebildung. Der a-personale ‚Krautesel‘-Mythos strukturiert das individuelle Verhalten und Erleben der Menschen. Er lenkt den Umgang mit den von der Industrie und den Medien bereitgestellten Produkten, Technologien und Unterhaltungsangeboten. So wie der junge Mann im Märchen, gleiten die Menschen mit deren Hilfe bevorzugt von einem Anreiz zum nächsten. Die digitale Vernetzung der ganzen Welt, die Programme auf ihren smarten Geräten geben ihnen das Gefühl zaubern zu können. Kontaktanbahnungen, Einkäufe, Museumsbesuche, Besichtigungen von Städten gehen auch über das iPad. Niemals verklingende, hergebrachte Tabus brechende Unterhaltungsformen, immer ausgefeiltere technologisch Neuigkeiten ermöglichen das Gefühl einer beliebigen Verwandlung. Das ist offenbar so faszinierend und einbindend, dass man darüber die Aufgaben des Tages, der nächsten Jahre aus dem Blick verlieren kann. Da auf diese Weise der Alltag der Menschen dazu neigt, sich aus übergreifenden Entwicklungsprozessen, aus kollektiven Aufgaben, aber auch aus dem sinnlichem Umgang mit Material auszukuppeln, hat Salber diese Phänomene in dem Begriff der „Auskuppel-Kultur“ zusammengefasst. Das Seelische schaltet nicht mehr – je nach Situation – in verschiedene Gänge. Es fährt mit durchgedrückter Kupplung.

Bleiben wir noch etwas bei der Beschreibung der Auskuppel-Kultur. Salber spricht in ihrem Zusammenhang von „panischen Reisen“. Man könnte auch sagen, es haben sich die Voraussetzungen dafür gebildet, die Streifzüge durch die vielfältigen Gestaltungs-Angebote der Wirklichkeit zu einer Serie von Highlights auszuformen. Der Soziologe Andreas Reckwitz (2019) greift dieses Phänomen mit dem Begriff einer „Kultur der Singularitäten“ auf. Er ist der Auffassung, dass eine Form der exquisiten und zugleich getriebenen Herstellung von Einzigartigkeiten alle Bereiche der Gesellschaft erfasst. Sei es, dass man das ‚coolste Tattoo‘ auf der Haut trage, das ‚beste aller Biere’ trinke, sei es, dass man die ungewöhnlichsten Reisen zu den entlegensten Orten der Erde mache. Man kann natürlich auch ein exquisites Restaurant entdecken oder ein anspruchsvolles Kunst-Event besuchen. Man erkennt in dieser Art durch die Wirklichkeit zu ‚reisen‘, eine Tendenz zum Abheben am Werk. Es ist als fürchteten die Menschen die banalen Tatsachen des Lebens, als könnten sie sich die Schönheit des gelebten Augenblicks nicht erschließen. Stattdessen lassen sie sich von einem extraordinären Form-Angebot zum nächsten ziehen. Sie sind von diesem Gleiten allerdings derart okkupiert, dass sie auch dabei das Ganze und dessen Prioritäten aus dem Blick verlieren. 

Das Auskuppeln hat nicht nur den Alltag erfasst, sondern auch die ihn begleitenden Medien und auch die Politik. Wechselnde „Blasen“ – ein Begriff von Sloterdijk – entstehen, die die Menschen eine Zeit lang mitziehen, um dann wieder zu platzen. Die Politik läuft diesen Themen oft hinterher, um im Fokus der Medienöffentlichkeit zu bleiben. Das Resultat ist ein hochtouriges Auf-der-Stelle-Treten. Kaum einer traut sich, die inzwischen so selbstverständlich erscheinende Kulturordnung im Ganzen als relativ, als eine zu verstehen, der es gut täte, auf eine andere Fassung für die Probleme und Aufgaben des menschlichen Lebens zu drängen. Kaum jemand versucht es, das ganze Bild in den Blick zu nehmen und einen entschiedenen Plan zu dessen Veränderung aufzustellen. Denn sofort erheben sich warnend die Erfahrungen mit den Einheitsbewegungen des 20. Jahrhunderts. 

 

Weitere Ausprägungen der Auskuppel-Kultur

Den Eindruck von Logik und wissenschaftlicher Exaktheit wird die hier vorgetragene Anwendung des morphologischen Bild-Begriffs auf das Zusammenleben der Menschen nicht machen. Aber die Psychologische Morphologie lehnt es ab, die dynamische Vielfalt und Komplexität der seelischen Wirklichkeit mit Meinungs-Statistiken oder Listen von Einzelheiten stillzulegen. Sie möchte in der bewegten Vielfalt wirksame Gestaltungen ausmachen. Sie ist der Überzeugung, mit einem der Ästhetik nahen Ansatz den Phänomenen gerechter zu werden, als mit Methoden und Verfahren, die sich an den Naturwissenschaften orientieren. Die Morphologie begreift Bilder nicht nur als Veranschaulichung. Sie ist der Auffassung dass es tatsächlich bildhafte Wirkungszusammenhänge sind, die in dem Wirr-Warr der Wirklichkeit Lebensräume bereitstellen. Die hier vorgetragene Skizze der Kultur mit typisierten Bildzügen folgt aus diesem, anderen wissenschaftlichen Ansatz der Morphologie. 

Den Lebensraum der zeitgenössischen Kultur möchte ich daher mit einigen Bild-Strichen noch ein Stück weiter ausmalen. Dabei geht es nun um den Abschnitt im Märchen vom Krautesel, der erzählt, wie der arglose junge Mann gegen seine Absicht in die Macht der Hexe gerät. In dem Märchen „Rapunzel“ hatte die Mutter eines kleinen Mädchens Lust auf Salat, der auf dem Nachbargrundstück wuchs. Sie wollte unbedingt in den Besitz dieser Köstlichkeit kommen und hatte dafür ihr Kind einer mächtigen Zauberin verkauft. Es wurde von dieser in einen Turm gesperrt. Der Turm hat keine Türen. Nur ganz oben ist ein Fensterchen. Ein deutlich abgegrenztes Gebilde. Alles ragt nach oben. Der Austausch mit der Vielfalt der Welt ist auf ein Minimum – den von der Zauberin als Strickleiter benutzten Zopf des Mädchens – reduziert. Die Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes sind aber eingefriedet. An diesem Bild kann man sich mit einem Blick vergegenwärtigen, wie die menschliche Kultur die auf Entfaltung drängende „Unschuld des Werdens“, so wie Nietzsche es genannt hat, in ein gieriges ‚Immer-mehr‘ und ‚Höher-hinaus‘ zu sperren sucht – in eine abstrakte Wachstumsformel (Salber 2015, S.77ff.). Das Leben auf der Erde soll hoch in den Himmel ragen. Bezeichnend, dass dieses Motiv nicht nur in den Märchen der Gebrüder Grimm auftaucht, sondern zum Beispiel auch in der Bibel: der Turmbau zu Babel. Salber (2014) bezog sich in seinen Kulturanalysen häufig auch auf dieses mythische Bild. 

„Rapunzel“ ist das eine Märchen, das Salber zur genaueren Charakterisierung der Auskuppel-Kultur heranzog. Das andere ist „Das Meerhäschen“. In ihm geht es um eine Prinzessin, die es sich auf einem Turm  mit blank geputzten Fenstern eingerichtet hat. Die Fenster erlauben ihr einen lückenlosen Überblick. Die Prinzessin wirbt um Männer, die sie ehelichen sollen. Aber wenn sie kommen, gibt sie Ihnen eine Aufgabe. Sie sollen sich vor ihrem Blick verstecken. Wenn ihnen das nicht gelingt, wird ihnen der Kopf abgehackt. Mit diesem Märchen macht Salber die Wirksamkeit eines unbewussten Diktats in der Auskuppelkultur-Kultur kenntlich. Durch die Fenster scannt die Prinzessin das Umfeld, um rechtzeitig herauszufinden, von woher sich schwer zu steuernde Entwicklungskeime des Lebens ihrem Bollwerk nähern könnten. Wir erkennen in diesem Bildanhalt vielleicht die durchdringenden Augen der EU-Beamten, den kritischen Blick der politisch so überaus Korrekten, in denen die verdrängten Sehnsüchte nach einer alles bestimmenden, einheitlichen Ordnung wiederbelebt werden. Vielleicht fallen uns auch Entwicklung abschneidende Diskussionsstile ein, mit denen in Talk-Shows komplexere und vor allem neue Gedankengänge in Windeseile zunichtegemacht werden. Wer in das Visier solche Kontrollen und Verbote gerät, mag sich dann manchmal wirklich so fühlen, als werde ihm der ‚Kopf‘ abgeschlagen. Wir sehen in solchen Phänomenen die Verkehrung der nach dem Zweiten Weltkrieg aufgekommenen Offenheit in ein unbewusstes Diktat, das weitere Versionen der Kulturentwicklung zu verhindern sucht.

Noch eine zweite Auslegung des Arrangements der Prinzessin möchte ich anführen: Wir können mit den von der Auskuppelkultur-Kultur bereitgestellten Unterhaltungsangeboten heute über weite Strecken und ohne Folgen für unser Leben seelisch in Bewegung bleiben.  Mitunter für ganze Abschnitte des Tages schließen wir uns an die leicht verfügbaren Sinnbewegungen an. Die Sehnsucht der Menschen nach einer Gestaltung ihrer Unruhe wird von ihnen aufgegriffen und bedient. Weil Milliarden von Menschen seelische Bewegungen auf einem sicheren Sofa genießen wollen, konnte ein ungemein lukrativer, neuer Industriezweig entstehen. Hier kann man vor allem die vielfältigen Streaming- und Game-Angebote unserer Tage nennen. Aber sie sind nur ein Aspekt davon. Salber meint, die Auskuppelkultur habe eine „ungeheure Automatik eines Getriebes von Anbieten und Gebieten“ geschaffen (Salber 2015, S.49). Mit ihrer Medienindustrie biete sie ein großes Arsenal von Formen an. Aber damit gebiete sie auch über die Menschen, die sich auf diese einlassen. Das Arrangement der Prinzessin auf dem Turm rückt diesen Mechanismus ins Bild: Sie bietet sich den jungen Männern an: ‚Hier bin ich. Ihr könnt mich haben.‘ Aber wenn sie sich dann annähern, wenn sie sich in ihrem Bann befinden, dann lässt sie ihnen den Kopf abschlagen. Anbieten und gebieten. 

Über ein Interview mit dem illustren Berater der Gaming Industrie, Matthew Ball, habe ich folgendes erfahren. Computerspielvermarkter betreiben Marktforschung, um herauszubekommen, in welchen Abschnitten des Tages die Menschen noch nicht über ihre smarten Geräte in Computerspiele involviert sind. Zum Beispiel, wenn sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Viele nutzen solche Übergangsabschnitte des Tages dazu, sich aus dem Strom der industriell bereitgestellten Formen zu lösen und mal ein paar Minuten ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Aber der Gaming-Industrie kommt es darauf an, Wege zu finden, sie über abgespeckte Ableger der beliebten Computer-Games auch zu diesen Zeiten an ihre Angebote anzuschließen. Also werden Apps entwickelt, über die das Seelenleben auch dann eingebunden werden kann, wenn es einer anderen Tätigkeit nachgeht. Dieser neue Industriezweig versteht das psychische Bedürfnis nach Gestaltung von Erregung zu Recht als ein riesiges ‚Ölfeld‘, das es zu erschließen und auszuschöpfen gilt. Je mehr Zeit des Tages die Menschen in ihre Angebote involviert sind, desto höher fallen die Milliardengewinne aus. Und Sie sehen: wir beuten inzwischen ganz andere ‚Rohstoffe‘ aus als zum Beispiel die Industrie des 20. Jahrhunderts. Die Unruhe der Menschen ist das wohlfeile ‚Öl‘, das heute gepumpt wird. Auch aus seelischer Unruhe lässt sich Geld machen. 

Das Erstaunliche ist, dass trotz des flächendeckenden Systems von Anbieten und Gebieten, trotz einer Industrie, die über ihre Medienviefalt pausenlos Sinnbewegungen anbietet, allenthalben ein Verlust an Sinn beklagt wird. Unternehmensberater und Marktforscher werden dazu aufgerufen, Wege der Sinn-Vermittlung ausfindig zu machen. ‚Purpose‘, so heißt es auf Englisch, ist das viel benutzte Stichwort. Das ist ein Widerspruch, mit dem ich mich zum Abschluss beschäftigen möchte.


Erfahrungen von Sinn

Das Seelische ist um Sinnbildungen nicht verlegen. Es kann gar nicht anders, als Sinn zu produzieren. Denn es behandelt die Unruhe der Wirklichkeit mit Gestalten. Und zwar von Fall zu Fall. Dazu gehören stets auch Herstellung von Bedeutung und Zusammenhang. Diese Form der Sinnproduktion findet unablässig und ohne bewusste Absicht statt. Unter welchen Umständen, also, lösen sich die Unternehmungen des Alltags aus ihrem bloßen Vollzug heraus und und erfahren sich selbst als sinnvoll? 

Fragen wir zunächst eine zeitgenössische Philosophin. Die Amerikanerin Susan Wolf (2010) hat zu dieser Frage zwei berühmte Vorlesungen gehalten:  „Meaning in Life and Why it Matters“. Im Kern vertritt sie die Auffassung, dass wir im Leben dann Sinn erfahren, wenn wir mit Leidenschaft etwas gestalten, was über uns selbst hinausweist. Sie hat also Tätigkeiten im Blick, die das Individuum mit Hingabe nicht nur für sich, sondern auch für etwas, was es übergreift, verrichtet. 

Sehen wir nun, was Wilhelm Salber zu der Sinnfrage gesagt hat. Einen wichtigen Hinweis finden wir in einem seiner späten Aufsätze. Salber (2010) spricht dort eine „ganzheitliche Verstehens-Entwicklung“ (S.30) an und meint in diesem Zusammenhang, wir erführen etwas als sinnvoll, wenn wir einen „Lebenskreis des seelischen Reichtums“ (ibd.) durchmachten und durcharbeiteten. Damit legt Salber in Unterschied zu der Philosphin das Gewicht nicht so sehr auf die Wertigkeit der äußeren Sache. Für ihn kann es sich dabei auch um etwas Banales, Einfaches handeln. Er nimmt stattdessen die Art und Weise des Umgangs mit der Sache in den Blick. Die Erfahrung von Sinn erwächst für ihn aus der aktiven Gestaltung einer psychischen Sache. In unserem Kontext können wir auch sagen, Salber betrachtet die Sinnerfahrung als Handlungs-Bild. Mit „durcharbeiten“ ist gemeint, dass sich dieses Bild  in mehreren Versionen zu entfalten und zu korrigieren vermag. Was beinhaltet, dass es auch auf sein eigenes Gestalten aufmerksam werden kann (Blothner 2018).

Die morphologische Psychologie setzt damit einen anderen Akzent als die Philosophie. Susan Wolf bringt eine Sache ein, die über die Tätigkeit hinausweist. Die Morphologie sucht hingegen ‚tiefer’ in das Handlungs-Bild hineinzugehen. Sie zergliedert die Schritte seines Auseinderhervorgehens. Sinnerleben hat dementsprechend etwas mit Materialqualitäten zu tun, mit der Fähigkeit, die Umgangsqualitäten der Dinge, die Eigentümlichkeit der Gesamtsituation zu verspüren. Darüberhinaus ist erforderlich, dass man sich ein ungefähres Bild von dem Ganzen machen kann, das in die Gestaltung einbezogen ist oder in das die Gestaltung einbezogen ist. Das setzt wiederum voraus, dass es ein aktives Zentrum in dieser Gestaltung gibt. Man erfährt sich als jemand, der tätig und wirksam ist. Es setzt auch voraus, dass man etwas mit Bedacht tut, dass man im Tun innehalten und den Dimensionen des Handlungsbildes nachspüren kann. Schließlich kommt der Sinnerfahrung entgegen, dass ein Gefühl für die Wandelbarkeit des Ganzen gegeben ist. In einer mit den genannten Zügen gegebenen Zerdehnung kann sich die Gestaltung einer psychischen Sache schließlich auch selbst korrigieren. 

In seiner letzten, größeren Arbeit stellt Salber (2016) in Frage, dass es einen festgelegten, für alle geltenden Sinn geben kann. Für das Seelische gebe es keinen tieferen Sinn als die Behandlung der Wirklichkeit in konkreten Gestalten, meint er. Die daraus resultierende Welt der Kämpfe von Gestaltung und Umgestaltung sei nicht für einen allgemeinen oder überdauernden Sinn gemacht. Was in ihr an Sinnerfahrung möglich sei, das sei die „Freude an der Sache und an der Arbeit“ (S.63). Salber sieht auch hier die Kunst als einen Spiegel für seine Auffassung von Wirklichkeit. Denn in deren Werken sehen wir „Seelisches in kleine Modelle des ungeheuren Ganzen und in Bilder gerückt“ (ibd.). So wie die Kunst bedeutsame Werke von Fall zu Fall hervorbringt, so erfahren wir auch Sinn von Fall zu Fall. Nämlich dann, wenn es uns gelingt, in der oben beschriebenen Verfassung ein begrenztes Werk des All-Tags zu gestalten. Halten wir an einem Sinn über den gegebenen Fall hinaus fest, geraten wir notwendig in Beweisführungen und schließlich in Verkehrungen. Das sollten Psychologen nicht aus dem Blick verlieren, wenn sie heute in Seminaren Angestellten und Managern ‚purpose‘ für ihre Arbeit vermitteln. 

Ich möchte nun das über Märchen erarbeitete Bild der Auskuppelkultur daraufhin untersuchen, inwieweit es „aktive Gestaltungen von psychischen Sachen“ zulässt. Unterstützt die zeitgenössische Organisation des Alltags die Menschen dabei, „ganzheitliche Verstehensentwicklungen“ oder „Lebenskreise des seelischen Reichtums“ (s.o.) zu durchleben? Denken wir an den jungen Mann im Märchen „Der Krautesel“. Das Gestalten gibt er ab und überlässt es den zur Verfügung gestellten Wunderdingen. Wenn wir heute einen großen Teil der Alltagsverrichtungen Apps und smarten Geräte überlassen, wenn wir die materiale Zubereitung unseres Essens auf die Bestellung durch Lieferdienste, die Erhitzung von Fertiggerichten reduzieren, aber auch wenn wir das Risiko der Beziehungsanbahnung über die Beantwortung von Fragebogen auf Datingportalen verkleinern, verfolgen wir eine ähnliche Logik. Wir verkürzen das Durchmachen einer psychischen Sache auf ein Ja, ein Nein oder einen Klick. Es geht nicht darum, ein romantisiertes Bild des Lebens in der ‚Natur‘ zu beschwören. Mit der Technisierung und Digitalisierung des Lebens sind enorme Vereinfachungen und Erleichterungen des Lebens gegeben. Das ist nicht rückgängig zu machen. Ich führe diese Beispiele an, um aufzuweisen, dass der zeitgenössische Alltag das Aufkommen von Sinnerfahrungen in dem hier dargelegten Sinne in weiten Bereichen nicht zu fördern scheint. Denn die Erfahrung von Sinn ist ein Hauptthema dieser Tagung.

Die Tendenz, Entwicklungen in einen aufragenden Turm einzuschließen – das haben wir mit „Rapunzel“ veranschaulicht -, reduziert die „Freude an der Sache und an der Arbeit“ auf ein abstraktes Mehr und Größer. Es führt zu zwanghaften Wiederholungsschleifen der Besitzstandsvermehrung und -erhaltung. Ein Gefühl für materialen Reichtum und erfüllende Vertiefung kann dabei kaum aufkommen. In einem Durchmarsch ‚nach oben‘ mögen sich Zustände von Rausch und Triumph ausbilden, nicht aber Sinnerfahrungen so wie sie hier thematisiert werden. 

Das fatale Spiel mit Anbieten und Gebieten („Das Meerhäschen“), das bei exzessiver Nutzung der Unterhaltungsmedien entsteht, ist auch nicht dazu geeignet, aktiv eine psychische Sache zu bewegen. Zwar bringen wir beim Filmerleben ein gewisses Maß an Eigentätigkeit ein, aber nach mehreren Stunden Serienkonsum über Streamingdienste geht die Seelentätigkeit doch in ein geführtes Tagträumen über. Die produktiven Gestaltungen des Seelischen werden von den endlosen Wiederholungen effektvoller, dramaturgischer Muster eingefangen. Der Verlauf vieler medial verbreiteter Talkrunden hat eine ähnliche Gestalt. Es werden zwar unterschiedliche Stimmen zusammengeführt, zugleich aber wird verhindert, dass sie sich entfalten und etwas noch nicht Gehörtes entwickeln können. Wie das Kopfabschlagen im Märchen töten atemlose Diskussionstakte frische und selbstreflexive Sinnentwicklungen ab. 

Jede Kultur hat ihre Einschließungen und Ausschließungen. Die unsrige beschert uns einen relativ unbeschwerten Alltag. Sie lässt tatsächlich manchmal das Gefühl aufkommen, dass alles möglich sei. Was sie aber nur wenig unterstützt, sind „Sinnzusammenhänge unserer Seelenarbeiten mit ihrem eigentümlichen Verstehen, Auskosten, Weiterentwickeln und ihren Revolten gegen die ewige Wiederkehr alter Muster“ (Salber 2014, S.19). Weil sie uns in vielen Bereichen des Alltags abgenommen werden, haben wir das Vertrauen in unsere „Seelenarbeiten“ verloren. Das „Verstehen, Auskosten, Weiterentwickeln“ haben wir in viel zu hohem Ausmaß kurzen Posts, Statements und Algorithmen im Internet übertragen. Notwendige „Revolten gegen die ewige Wiederkehr alter Muster“ können sich nicht formieren, weil uns der Mut zur Gestaltung der Offenheit unserer Existenz mehr und mehr verlässt. Wir ziehen es vor, in getriebenen Aktivitäten auf der Stelle zu treten, anstatt anstehende Aufgaben und Probleme entschieden anzugehen. Mit eingeschränkter Sicht und ohne Konzept steuern wir in eine ungewisse Zukunft. Es bedeutet einen enormen Aufwand, sich gegen diesen Strom der Sinndestruktion zu stellen und die Arbeit von Zerdehnung, Versionengang, Dezentrierung und beherzter Selbstkorrektur auf sich zu nehmen. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Kultur uns dabei unterstützt. Denn die „… Unfähigkeit mit Gestalten umzugehen, ist ein Hauptproblem der gegenwärtigen Kultur“ (Salber 2016, S.11).


Warten bis der Arzt kommt?

Damit möchte ich meinen Vortrag beenden. Und ich komme zurück zum Anfang, der Alltagssituation im ärztlichen Wartezimmer. Ich hatte meine Beschreibung an einer Stelle abgebrochen, an der sich eine Spannung aufbaute, die mich fast dazu brachte, mit dem Personal der Praxis Streit anzufangen. Und ich hatte angekündigt, die beliebte Formulierung ‚Warten bis der Arzt kommt‘ noch einmal aufzugreifen. 

Wenn an der Diagnose etwas dran ist, dass unsere Alltags-Kultur es hinauszögert, die Wirklichkeit mit Bedacht zu gestalten, dann manövriert sie sich tatsächlich in eine Situation, in der schließlich ‚der Arzt kommen‘ muss.  Kann es nicht sein, dass die Belebung des Populismus in der Westlichen Kultur dafür ein Hinweis ist? Treten nicht überall Personen mit großen Versprechungen, mit groben Vereinfachungen und Lügen auf und setzen darauf, dass die Menschen sich davon hypnotisieren lassen? Sie beziehen die Menschen nicht in eine neue Gestaltung der Wirklichkeit ein. Sie benutzen ihre Trägheit dazu, die eigene Machtposition abzustützen. Wie sollen sich die Menschen auch nicht an diese einfachen Orientierungen halten, wenn sie sogar in den von ihnen zu überschauenden Lebenskreisen das Gestalten abgeben? Die Zukunft dieser Kultur entscheidet sich auch darüber, wie die Menschen ihren Alltag angehen und verstehen. Als einen großen Warteraum, in dem sie das als sinnvoll erlebte Selbermachen, das sich selbst bewusste Gestalten vermeintlichen ‚Vätern‘ oder smarten Technologien übertragen? Wie oft noch müssen sie die Erfahrung machen, dass sie von beiden ausgenutzt werden? In diesem Kontext kann man die Formel ‚Warten bis der Arzt kommt‘ als selbstironische Beschreibung einer Haltung verstehen, die das eigene und kollektive Angehen drängender Fragen so lange wie irgend möglich aufzuschieben sucht, weil sie das damit verbundene Risiko nicht auf sich nehmen will.

Wenn es mir gelingt, die Stunde, in der ich auf den Arzt warte, als ein Handlungs-Bild zu verstehen – so wie es mein Vortrag entwickelt hat –, muss ich das Warten nicht als Zumutung erleben. Die aufkommenden Spannungen sind Hinweis auf unvermeidbare Grundverhältnisse und Komplikationen psychischer Bilder. Sie müssen nicht zwangsläufig auf eine zwischenmenschliche Explosion zutreiben. Ich kann im Rahmen des Bildes versuchen, mit ihnen etwas anzufangen. Ich kann die Beweglichkeit, die Verwandlungslust des Seelischen gegen sie einbringen. Über eine Vergenwärtigung  fühle ich den Handlungsimpuls in mir aufsteigen. Ich bemerke, wie sich meine Motorik anspannt, der Atem kürzer wird. Allein dieses Verspüren nimmt dem Ganzen einen großen Teil der Explosivität. Über Perspektivenwechsel kann sich hieraufhin die aufgeladene Situation umordnen. Ich erinnere mich an meine Neigung zur Ungeduld  und ordne dieses Eingeständnis in das gegebene Bild ein. Dann versuche ich, mich aus dem Zentrum des Bildes zu rücken. Alle Patienten warten, nicht nur ich. Der Arzt kann sich nicht aufteilen. Vielleicht hat ein anderer Patient eine dringendere Not als ich. Auch dem Sog des mythischen Bildes, das aus dem Arzt einen ‚Heiler‘ machen will, kann ich widerstehen. Ich kann seinem Reiz nachspüren und trotzdem auf ein gemeinsames, offenes Gespräch setzen, das die Symptome verlässlicher einordnen wird. Vor allen anderen habe ich selbst die Verantwortung für den Zustand meines Körpers. Das  sind alltagspraktische und das Erfahren von Sinn unterstützende Versionen-Wechsel. Mit ihnen wird die psychische Sache ‚Warten auf den Arzt‘ bearbeitet und behandelt. Gerade war ich mitten drin im Spannungsfeld. Jetzt reflektiere ich, was ich erleide und was ich tue. Ich mache es zum Gegenstand. Dadurch erlange ich meinen Einfluss auf das Ganze zurück. Und ich versuche – das wäre dann die nächste Version – mein Erleben und Verhalten danach auszurichten. Ich steuere meinen Impuls, aufzustehen und mich zu beschweren. Es passt eben nicht alles, was auf Ausdruck drängt, in das gegebene Bild hinein. Über diese psychische Arbeit wird schließlich aus einer explosiven Krise ein sinnvolles Warten. 

Haben sie Großartigeres erwartet? Es gehört zu dem Besten, was uns das Leben geben kann.

Literaturverzeichnis

Benedict, R. (1934): Urformen der Kultur. Hamburg: Rowohlt 1955.

Blothner, D. (2018): Zeitgenössische Medienwirklichkeit und Politik – Leben in der zweiten Version? anders 34/2018, 6-17.

Blothner, D. (2021): Bilddramatik und Filmwirkung. Können wir auf den Emotionsbegriff verzichten? In: Stiglegger, M., Wagner, C. (2021): Film Bild Emotion – Film und Kunstgeschichte im postkinematografischen Zeitalter. Berlin: Gebr. Mann Verlag. S. 126 – 137.
Freud, S. (1937): Konstruktionen in der Analyse. GW XVI. Frankfurt/Main: Fischer 1950.

Salber, W. (1977): Kunst Psychologie Behandlung. Bonn: Bouvier.

  • (1993): Seelenrevolution – Komische Geschichte des Seelischen und der Psychologie. Bonn: Bouvier.
  • (2010): Babelturm und Blocksberg. anders 3/2010, 25-33.
  • (2014): Übermensch – Stress. anders 17/2014, 11-19.
  • (2016): Umgang mit Gestalten. anders 26/2016.

Salber, W., Pütz, C., Conrad, M. (2015): Seele macht Filme. Filme machen Seele. Berlin: HPB University Press.

Reckwitz, A. (2019): Das Ende der Illusionen. Politik, Ökonomie und Kultur in der Spätmoderne. Berlin: Suhrkamp.

Wolf, S. (2010): Meaning in Life and Why It Matters. Princeton: University Press.

 

Artikel und Beiträge von Dirk Blothner in Zwischenschritte:

  • „Carmen“ und die Momente der Leidenschaft (2/84)
  • ‘Selbstsein’ – Momente vielversprechenden Übergangs (2/85)
  • Intensivberatung und lange Psychoanalyse (1/86)
  • Über das Flirtspiel (2/86)

Warum war Marcel Proust glücklich, als er die Madeleine aß? (2/87)

  • Vom alltäglichen Glück (1/88)
  • Die Bedeutung des Übergangsbereiches für das Seelenleben und die psychoanalytische Behandlung.                            …………………    

Ein Beitrag zur Psychologie Winnicotts (2/88)

  • „Gefährliche Liebschaften“

Eine filmpsychologische Untersuchung (1/91)

Perspektivenwechsel bei Freud? (2/91)

  • Zum Umgang mit der Übertragung in langer und kurzer Analyse (1/92)
  • Der Spielfilm als Kulturmedium (1/93)
  • Wie wirkt der Spielfilm? (2/94)

Gewalt im Fernsehen – Der Fall ‘Power Rangers‘ (1/95)

Behandlung durch Worte: Konzepte führen die Unterhaltung (1/96)

  • Die Sehnsucht nach der ‘festen Hand‘

Zwänge und Obsession im Kulturmedium Film (1/97)

  • Hausapotheke fürs Gemüt (1/99)
  • Testlabor der Zukunft (1/99)
  • Figuren im Traum Gottes

Wie das Kino die Sehnsucht der Kultur nach Veränderung behandelt (2001)

  • Alltagsträume – Der Film „Fight Club“ von David Fincher (2003)
  • Fremde Wirklichkeit im Kino ganz nah (2004)
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Autor:in

Prof. Dr. Dirk Blothner ist seit über dreißig Jahren als Wirkungsforscher, Psychoanalytiker und Berater tätig. Er untersucht Alltagsphänomene, Filme und Medieninhalte und hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zu diesen Themen veröffentlicht. An der Universität zu Köln hat er sich mit einer Untersuchung zum Glücksgefühl habilitiert und hält dort als außerplanmäßiger Professor Lehrveranstaltungen in Psychologie ab.

Kontakt: dirk@blothner.de

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