Wolfgang Albrecht wurde durch seine ersten Studien in verschiedenen sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern, darunter Philosophie und Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin, die er mit dem Magisterexamen („M.A.“) abschloss, für Fragen der sozialwissenschaftlich orientierten analytischen Psychologie sensibilisiert. Daher begann er anschließend ein Aufbaustudium im Fach Allgemeine Psychologie (Diplom 1984), um später eine Ausbildung zum Psychoanalytiker anzustreben.
Der Begriff Morphologie wurde ursprünglich in der Biologie von Johann Wolfgang von Goethe eingeführt. Goethe, der auch als Naturforscher tätig war, prägte den Begriff im späten 18. Jahrhundert. Er verwendete ihn, um die Formen und Strukturen von Organismen zu beschreiben und die Entwicklung und Veränderung dieser Formen zu untersuchen. Der Begriff Morphologie wurde dabei von dem gebräuchlichen Begriff “Metamorphosen” (=Verwandlungen) abgeleitet wie er z.B. von den “Metamorphosen des Ovid”, einen viel gelesenen Werk seit der Antike, bekannt war.
In Ovids „Metamorphosen“ dreht sich alles um Verwandlungen. Ovid erzählt eine Vielzahl von Mythen und Geschichten, in denen Götter, Menschen und andere Wesen durch göttlichen Einfluss oder Schicksal Verwandlungen erfahren. Diese Transformationen betreffen häufig den Übergang von einem lebenden Wesen in eine andere Form, wie eine Pflanze, ein Tier, einen Stein oder ein Himmelskörper.
In den „Metamorphosen“ symbolisieren die Verwandlungen oft Strafen, Belohnungen oder Flucht. Sie sind Ausdruck göttlicher Macht, aber auch menschlicher Schwächen und Tugenden. Ovid zeigt mit diesen Mythen, wie eng das Schicksal von Menschen und Göttern miteinander verbunden ist und wie oft menschliche Leidenschaften zu extremen Konsequenzen führen. Die Verwandlungen sind dabei ein literarisches Mittel, um das Thema des ständigen Wandels in der Welt zu betonen – eine zentrale Idee des Werkes. Das Motiv der Transformation ist dabei ein Sinnbild für die Vergänglichkeit und die ständige Veränderung in der Natur und im menschlichen Leben.
Goethes Interesse an der Natur war stark von der Idee geprägt, dass sich Lebewesen in einem ständigen Wandel befinden und dass ihre äußeren Formen Ausdruck innerer Entwicklungsprozesse sind. Er sah die Morphologie als eine Methode, um diese Entwicklungsgesetze und Entwicklungsprozesse zu verstehen.
Seine Arbeit, insbesondere zur Pflanzenmorphologie, beeinflusste später die Wissenschaft erheblich. Goethe ging davon aus, dass sich alle Pflanzenteile aus einem gemeinsamen Urorgan, dem „Blatt“, entwickeln, was eine frühe Vorstellung von gemeinsamen Entwicklungsprinzipien war.
Auch wenn Goethe den Begriff prägte, wurde die Morphologie als Wissenschaft von der Form und Struktur von Organismen später von Biologen wie Carl Gegenbaur und Ernst Haeckel weiterentwickelt, die sie zu einem festen Bestandteil der modernen Biologie machten.
Zusammengefasst kann man sagen: Der Begriff der Morphologie stammt ursprünglich aus den Naturwissenschaften, insbesondere aus der Biologie, und bezieht sich auf die Lehre von der Form und Struktur von Organismen. Goethe verstand Morphologie als eine Methode, um die Prozesse der Entstehung und Veränderung von natürlichen Formen zu erfassen und zu beschreiben.
Goethes Idee der Morphologie war nicht nur auf die Biologie beschränkt, sondern bezog sich auch auf allgemeine Prinzipien von Form und Wandel, was einen Übergang in andere Disziplinen ermöglichte. Diese Denkweise fand später auch Eingang in die Psychologie und Philosophie, wo die Erforschung von Formen, Strukturen und Prozessen zur Analyse von psychischen und sozialen Phänomenen genutzt wurde.
Im Coaching hat die Verwendung der Morphologie durch die Arbeiten von Wilhelm Salber und die sogenannte psychologische Morphologie eine besondere Bedeutung erlangt. Salber, ein Schüler der Gestaltpsychologie, entwickelte die Morphologie weiter, um menschliche Verhaltensmuster, Denkweisen und Lebensprozesse als organische, sich wandelnde Formen zu betrachten. Salbers Ansatz geht davon aus, dass menschliches Erleben und Verhalten nicht statisch, sondern kontinuierlich im Fluss und in Veränderung begriffen ist.
In der Coaching-Praxis bedeutet die Anwendung des morphologischen Ansatzes, dass der Coach versucht, die Entwicklungsprozesse und Wandlungen des Coachees in ihrer gesamten Komplexität zu verstehen. Das Ziel ist es, die „Form“ des Denkens, Fühlens und Handelns im Kontext der persönlichen Lebensgeschichte zu erkennen und zu begleiten, anstatt isolierte Symptome oder Probleme zu behandeln. Dabei wird der Fokus auf die Dynamik der organischen Veränderung gelegt, anstatt auf feste, unveränderliche Zustände.
Wilhelm Salber (1928–2016) war ein deutscher Psychologe und Journalist, der die sogenannte psychologische Morphologie entwickelte. Diese Theorie basiert auf der Idee, dass menschliches Erleben und Verhalten als dynamische, formbare Prozesse verstanden werden können. Salber war stark von der Gestaltpsychologie, der Philosophie von Goethe und der Psychoanalyse (Anna Freud) beeinflusst, insbesondere von der Idee, dass psychische Phänomene nicht isoliert betrachtet werden sollten, sondern immer in ihrem größeren Zusammenhang verstanden werden müssen. Salber war kein Psychotherapeut und hat nie eine Approbation erworben. Er versuchte, Gedanken der Gestaltpsychologie mit Prinzipien der Psychoanalyse zu verbinden, um im Bereich der Wirtschaftspsychologie die Methode eines ganzheitlichen tiefenpsychologisch fundierten Coachings zu entwickeln.
In der psychologischen Morphologie wird der Mensch in seiner Ganzheit betrachtet, mit einem besonderen Fokus auf die Dynamik von Veränderung und Entwicklung. Im Coaching-Prozess geht es darum, die spezifische Form und Struktur der psychischen Prozesse des Coachees zu erkennen und zu verstehen, wie diese Prozesse sich über die Zeit entwickelt haben und wie sie sich weiter verändern können.
Die morphologische Analyse im Coaching zielt darauf ab: Unbewusste Muster des Denkens, Fühlens und Handelns zu erkennen. Widersprüche und Spannungen innerhalb dieser Muster aufzudecken, die oft die Quelle von Konflikten oder Unzufriedenheit sind. Die Entwicklungspotenziale zu identifizieren, um den Coachee in seinen Wachstums- und Veränderungsprozessen zu unterstützen.
Der Coach arbeitet dabei nicht mit festen, vorgegebenen Konzepten oder Lösungsansätzen, sondern begleitet den Coachee in einem kreativen, offenen Prozess, der auf das individuelle Erleben und die spezifische Lebenssituation abgestimmt ist.
Wilhelm Salbers psychologische Morphologie bietet einen tiefenpsychologisch fundierten, ganzheitlichen Ansatz, um die Dynamik menschlichen Erlebens und Verhaltens zu verstehen. Im Coaching hilft dieser Ansatz, Veränderungsprozesse nicht als isolierte, mechanische Schritte zu betrachten, sondern als organische Entwicklungen, die immer im Kontext des gesamten Lebenslaufs und der individuellen Lebensgeschichte stehen. Der morphologische Ansatz erkennt die Komplexität und Vielschichtigkeit menschlicher Erfahrungen an und betont die Bedeutung von Form und Wandel in der psychischen Entwicklung.
In der Psychotherapie ist die Verwendung der Begriffe Muster und Metapher gebräuchlich. Muster meint in der Regel ein sich wiederholendes Beziehungsmuster und Metapher meint eine bildhafte Beschreibung eines Sachhverhalts. Beides hängt oft unmittelbar zusammen, wenn jemand über seine Familie sagt: “Wir sind die Vandalen”. Muster beinhalten in der Regel unbewusste Prozesse und Bedeutungen, die man nur mithilfe von Metaphern verständlich machen kann.
In der Coaching-Praxis hat sich ein Wandel von der Nutzung von Begriffen wie Muster und Metaphern hin zur Verwendung des Begriffs der „Morphologie“ vollzogen, der im Grund beides enthält also eine “unbewusstes Muster” meint und als Orientierungswissenschaft sich mehr von der Psychoanalyse abwendet und sich sich mehr der Gestaltpsychologie zuwendet.
Zusammenfassen lässt sich sagen: Den Begriff der Metapher meint eigentlich “Bedeutungsübertragung” im Sinne einer bildhaften symbolischen Sprache. Man verwendet diesen Begriff eher in einem psychotherapeutischen Kontext, während man den Begriff der Morphologie eher in einem pädagogischen, handlungsanleitenden Kontext anwendet.
Im Coaching wird seit den Arbeiten von Salber der Begriff der Morphologie verwendet, um damit den dynamischen und prozesshaften Charakter von Veränderung und Entwicklung zu betonen. Man möchte durch die Verwendung dieses Begriffs organische Entwicklungsprozesse der Klienten beschreiben und positiv beeinflussen. So kann im Rahmen eines Coaching, das auf psychologischer Morphologie basiert, eine Märchenerzählung im Sinne einer Morphologie eingesetzt werden, um Klienten einen Lösungsweg aus einer Problematik in bildhafter Sprache zu vermitteln.
Metaphern dagegen werden im Rahmen der Psychotherapie analysiert, um unbewusste Bedeutungen von Beziehungsmustern besser zu verstehen. Dabei werden sie aber nicht normativ, handlungsanleitend eingesetzt sondern eher aufdeckend, in dem Sinne, dass ein Patient mithilfe der Metaphern-Analyse sich selbst besser verstehen kann, um auf dieser Basis von Selbsterfahrung und Einsicht neue Lösungswege für sich zu entwickeln.. D.h. in der Psychotherapie verwendet man keine Metaphern um einen Denkstil oder Lebensstil zu beschreiben, den ein Patient beschreiten sollte.
Der Begriff der Morphologie im Coaching stammt von Goethes Konzept der Form- und Strukturlehre in der Biologie und wurde im Rahmen von Wilhelm Salbers psychologischer Morphologie für die Beschreibung der menschliche Psyche und der mit ihr verbundenen Lebensprozesse weiterentwickelt.
Die Gestaltpsychologie spielt heute eine wichtige Rolle in der Wirtschaftspsychologie, insbesondere in ihrem Verständnis von Wahrnehmung, Entscheidungsfindung und Verhalten in ökonomischen Kontexten. Die Begriffe „Ganzheit“ und „Gestalt“, die aus der Gestaltpsychologie stammen, sind dabei von grundlegender Bedeutung.
Die Gestaltpsychologie wurde im frühen 20. Jahrhundert von Psychologen wie Christian von Ehrenfels, Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt Koffka entwickelt. Sie stellt die visuelle Wahrnehmung und das Erleben als Ganzheiten („Gestalten“) in den Mittelpunkt, die sich nicht auf die Summe ihrer Einzelteile reduzieren lassen. Das bekannte Prinzip „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ beschreibt die fundamentale Annahme der Gestaltpsychologie. Diese betont, dass unser Gehirn Sinneseindrücke so organisiert, dass sie in kohärente, bedeutungsvolle Muster oder Gestalten passen, die über das bloße Zusammensetzen von Einzelinformationen hinausgehen.
Die Gestaltpsychologie untersuchte insbesondere, wie Menschen Muster, Strukturen und Beziehungen in ihrer Umwelt wahrnehmen und interpretieren. Dabei stellten die Gestaltpsychologen fest, dass das Erleben und Verhalten des Menschen nicht als isolierte Einzelhandlungen verstanden werden kann, sondern in einem ganzheitlichen Zusammenhang steht. Wahrnehmung und Handlungen folgen im Erleben der Individuen „gestalthaften Mustern“, die durch Kategorien wie „Passen und Abweichen“, „Fortsetzung und Variation“ strukturiert sind.
In der Wirtschaftspsychologie hat der Gestaltansatz mehrere wichtige Implikationen, insbesondere im Bereich des Entscheidungsverhaltens, der Organisation und des Marketings:
In der modernen Wirtschaftspsychologie sind die Konzepte der Ganzheit und Gestalt wieder besonders relevant. Sie bieten einen Zugang zur seelischen und kognitiven Organisation von Menschen, der sowohl alltagsnah als auch wissenschaftlich fundiert ist. Anstatt vorschnelle Vereinfachungen anzubieten, legt der Gestaltansatz Wert auf die Komplexität und Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Verhaltensweisen.
In Bereichen wie User Experience Design, Marketing, Organisationsentwicklung und Führung wird die Gestaltpsychologie genutzt, um komplexe Zusammenhänge zu analysieren und praktische Lösungen zu entwickeln, die auf einer tiefen Einsicht in menschliches Verhalten basieren. Sie hilft, die Art und Weise zu verstehen, wie Menschen Informationen verarbeiten, Entscheidungen treffen und auf Umweltreize reagieren – Faktoren, die für das wirtschaftliche Handeln von zentraler Bedeutung sind.
Zusammengefasst bieten die Begriffe „Ganzheit“ und „Gestalt“ in der Wirtschaftspsychologie einen vertrauten Rahmen, um komplexe psychische und soziale Prozesse zu verstehen und in wirtschaftliche Handlungen und Strukturen zu übersetzen. Die Gestaltpsychologie bleibt damit auch noch heute aktuell, da sie ein ganzheitliches Verständnis für menschliches Verhalten und Erleben in ökonomischen Kontexten ermöglicht, ohne dabei in ihrer Methodik willkürlich oder spekulativ zu erscheinen.
Die Integration des Coaching-Ansatzes der psychologischen Morphologie in das gestaltpsychologische Konzept der Wirtschaftspsychologie ist eine interessante Möglichkeit, unbewusste psychische und verhaltensbezogene Prozesse in wirtschaftlichen Kontexten zu verstehen und positiv zu beeinflussen. Beide Ansätze legen einen Fokus auf Ganzheitlichkeit, dynamische Prozesshaftigkeit und die Wechselwirkung von Individuum und Umwelt. Ihre Verbindung könnte die Art und Weise bereichern, wie wirtschaftliche Organisationen und individuelle Coaching-Prozesse betrachtet werden.
Sowohl die psychologische Morphologie nach Wilhelm Salber als auch die Gestaltpsychologie basieren auf der Idee, dass das menschliche Erleben, Denken und Handeln als Ganzheit zu verstehen ist, die mehr als die Summe ihrer Teile umfasst. Der morphologische Coaching-Ansatz betont, dass menschliche Prozesse in ständiger Bewegung und Entwicklung sind, während die Gestaltpsychologie die Organisation von Wahrnehmungen und Verhaltensmustern nach gestalthaften Prinzipien wie „Passen und Abweichen“ oder „Fortsetzung und Variation“ betrachtet.
In der Wirtschaftspsychologie, besonders in Bereichen wie Organisationsentwicklung und Problemlösung, ist die Gestaltpsychologie hilfreich, weil sie zeigt, wie Menschen Probleme nicht in isolierten Einzelteilen, sondern als Ganzheiten wahrnehmen. Der morphologische Coaching-Ansatz kann in einem wirtschaftspsychologischen Konzept Sinn machen, indem er den Fokus auf die unbewussten Muster legt, die hinter Entscheidungen und Problemlösungen stehen.
Ein Coach, der den morphologischen Ansatz anwendet, könnte in einem wirtschaftlichen Kontext analysieren, wie ein Unternehmen oder eine Organisation ihre Probleme „gestalthaft“ wahrnimmt, aber dabei unbewusste, konfliktreiche Dynamiken übersieht. Hier könnten Formen und Strukturen des Denkens und Handelns aufgedeckt werden, die die Gestaltbildung stören und eine Lösung behindern. Morphologisches Coaching könnte helfen, diese unbewussten Muster zu erkennen und umzuwandeln, um eine nachhaltige Lösung zu ermöglichen.
Gestaltpsychologische Konzepte sind in der Veränderungspsychologie von Bedeutung, da sie zeigen, wie Menschen Veränderungen als Teil eines größeren Musters wahrnehmen. Der morphologische Ansatz könnte hier angewendet werden, um tiefere psychologische Dynamiken von Widerstand oder Anpassung in Veränderungsprozessen zu erfassen. In einem Coaching-Prozess könnte der morphologische Ansatz dazu beitragen, die langfristigen Entwicklungen und Wechselwirkungen innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation besser zu verstehen und zu begleiten.
Während die Gestaltpsychologie erklärt, wie Menschen und Gruppen neue Informationen in bestehende Gestalten integrieren (oder ablehnen), kann die psychologische Morphologie tiefer darauf eingehen, wie und warum diese Veränderungsmuster entstehen und wie sie transformiert werden können.
In der Gestaltpsychologie ist das Konzept des „Kraftfelds“, insbesondere in der Arbeit von Kurt Lewin, von Bedeutung. Dies bezieht sich auf die Dynamik von Kräften innerhalb einer Organisation oder eines individuellen Entscheidungsprozesses. In der morphologischen Psychologie nach Salber könnten diese Kräfte als sich ständig wandelnde „Formen“ verstanden werden, die über die Zeit hinweg individuelle und kollektive Prozesse beeinflussen.
Morphologisches Coaching könnte in der Organisationspsychologie dabei helfen, diese dynamischen „Kraftfelder“ nicht nur als äußerliche Strukturen zu sehen, sondern als dynamische Muster, die auf tieferen psychischen und kulturellen Ebenen wirken. Ein Unternehmen könnte beispielsweise eine spezifische „Form“ von Entscheidungsprozessen entwickelt haben, die über Jahre hinweg entstand, sich jedoch möglicherweise als hinderlich für zukünftige Innovationen erweist. Hier könnte das morphologische Coaching helfen, diese Muster zu erkennen und auf eine tiefere, organische Weise zu transformieren.
Sowohl die Gestaltpsychologie als auch die psychologische Morphologie legen Wert auf das Verständnis der Motivation und der Willensbildung. In der Gestaltpsychologie, insbesondere in der Arbeit von Kurt Lewin, wird die Motivation als ein Ergebnis von Spannungen innerhalb eines „Kraftfeldes“ gesehen, das durch Ziele und Hindernisse strukturiert ist. Der morphologische Ansatz geht einen Schritt weiter, indem er untersucht, wie diese Spannungen auf tieferliegenden, unbewussten Mustern basieren, die sich über den Lebensverlauf des Individuums oder den Entwicklungsweg der Organisation entwickelt haben.
Ein Coach könnte beispielsweise in einem wirtschaftlichen Kontext morphologische Methoden nutzen, um die tiefen motivationalen Strukturen eines Teams oder einer Führungskraft zu erforschen. Durch die Kombination mit gestalthaftem Denken könnte er dann spezifische Blockaden oder Hindernisse identifizieren, die den Erfolg behindern, und diese in Bezug auf die ganzheitliche „Form“ der Organisation analysieren.
Gestaltpsychologische Prinzipien können auch im Bereich der Kreativität und Innovation von Bedeutung sein, da sie zeigen, wie Menschen neue Muster und Gestalten wahrnehmen und formen. Der morphologische Ansatz kann diese gestalthaften Kreativitätsprozesse vertiefen, indem er analysiert, wie unbewusste Prozesse und alte Muster Innovation blockieren oder fördern.
Im Coaching könnte dieser kombinierte Ansatz dabei helfen, nicht nur neue kreative Ideen zu generieren, sondern auch die unbewussten Strukturen, die diese Kreativität beeinflussen, zu erkennen und zu transformieren.
Die Integration des morphologischen Coaching-Ansatzes in die gestaltpsychologischen Konzepte der Wirtschaftspsychologie kann eine ganzheitliche und tiefgehende Perspektive auf wirtschaftliches Handeln und organisatorische Prozesse eröffnen. Die Gestaltpsychologie bietet dabei die methodische Grundlage, wie Menschen Informationen organisieren und Probleme ganzheitlich lösen, während der morphologische Ansatz die psychologischen und unbewussten Muster beleuchtet, die diese Prozesse prägen.
In der Praxis können Coaches beide Ansätze nutzen, um komplexe wirtschaftliche und organisatorische Herausforderungen zu analysieren, innovative Lösungen zu entwickeln und nachhaltige Veränderungen zu unterstützen, die auf den unbewussten Mustern von Individuen und Organisationen aufbauen.
Die Märchenanalyse der psychologischen Morphologie beschäftigt sich intensiv mit den Verwandlungen, die in Märchen beschrieben werden, da diese Verwandlungen tiefere seelische Prozesse symbolisieren. Märchen enthalten nach dieser Analyse archetypische Bilder und Strukturen, die nicht nur als narrative Elemente dienen, sondern als Symbole für psychologische Zustände und Dynamiken interpretiert werden. Märchen arbeiten typischerweise mit unterschiedlichen Verwandlungssorten, die die Art und Weise, wie Menschen handeln, empfinden oder leiden, symbolisieren.
In der Praxis der psychologischen Morphologie können Märchen verwendet werden, um Klienten einen Zugang zu ihren inneren Verwandlungsprozessen zu eröffnen. Der Coach oder Therapeut analysiert das Märchen, um herauszufinden, welche Verwandlungssorten für den Klienten relevant sind und welche inneren Widersprüche oder Dynamiken sich darin widerspiegeln. Märchen bieten eine strukturierte, aber zugleich offene Form, um innere Konflikte und Wandlungsprozesse verständlich zu machen und Lösungswege aufzuzeigen.
Die Märchenanalyse bietet somit einen ganzheitlichen Zugang zu inneren psychischen Prozessen, der sowohl symbolische als auch dynamische Aspekte der menschlichen Erfahrung berücksichtigt. Durch die Analyse der verschiedenen Verwandlungssorten wird sichtbar, wie Menschen mit Krisen, Übergängen oder inneren Konflikten umgehen und welche unbewussten Prozesse dabei eine Rolle spielen.
Die psychologische Morphologie verwendet Märchen oft als symbolische Darstellungen innerer Prozesse, um tiefere Einsichten in persönliche Krisen zu gewinnen und Lösungen aufzuzeigen. Ein Beispiel für eine Coaching-Kasuistik, die sich auf ein Märchen stützt, könnte folgendermaßen aussehen:
Eine Klientin kommt in ein Coaching, weil sie sich in ihrer beruflichen und privaten Situation überfordert und ausgelaugt fühlt. Sie beschreibt, dass sie ständig hohe Erwartungen von ihrem Arbeitgeber, ihrer Familie und sich selbst erfüllen muss. Sie fühlt sich eingeengt, hat das Gefühl, nicht genug zu leisten, und sieht keinen Ausweg aus dieser Situation.
Im Verlauf des Coachings wird das Märchen „Aschenputtel“ thematisiert, vielleicht von ihr selbst oder aber vom Coach. Die Klientin identifiziert sich jedenfalls mit Aschenputtel, das von ihrer Stiefmutter und den Stiefschwestern ausgenutzt wird, während es gleichzeitig träumt, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Aschenputtel muss niedere Arbeiten verrichten, während andere (die Stiefschwestern) scheinbar bevorzugt und gefördert werden. Die Klientin sieht Parallelen zu ihrer eigenen Situation: Auch sie fühlt sich im Beruf und privat wie eine „Dienerin“, die für andere arbeitet und keine Anerkennung erhält.
Die psychologische Morphologie nach Wilhelm Salber betrachtet Märchen als Bilder für unbewusste seelische Prozesse. In Aschenputtel wird die Krise durch die ständige Unterdrückung und Überforderung symbolisiert. Doch das Märchen zeigt auch einen Entwicklungsweg auf: Mit Hilfe der Natur (verkörpert durch den Baum, die Tauben und die Magie der Feen) gelingt es Aschenputtel, sich von ihrer Dienerrolle zu befreien und ihr wahres Selbst zu finden.
Im Coaching-Prozess wird dieses Märchen als Bild für die innere Dynamik der Klientin genutzt. Die „Stiefmutter“ und die „Stiefschwestern“ werden symbolisch als innere und äußere Erwartungen gedeutet, die de Klientin bedrängen. Gleichzeitig steht der „Ball“ für das Potenzial, das die Klientin in sich trägt, das jedoch unter der Last von Verpflichtungen und Erwartungsdruck verborgen bleibt.
Der Coach hilft der Klientin, das Märchen in Bezug auf ihre eigene Situation zu beziehen. Die Verwandlung Aschenputtels von der unterdrückten Dienerin zur gefeierten Braut des Prinzen wird als Symbol für ihr inneres Potenzial gedeutet. Der Prozess der Transformation beginnt, indem die Klientin lernt, sich von den überhöhten Anforderungen zu distanzieren und Raum für ihre eigenen Bedürfnisse zu schaffen.
Der Schlüssel im Märchen ist, dass Aschenputtel Hilfe von außen erhält (die Tauben, der Baum, die Fee). Im Coaching wird die Klientin ermutigt, ihre Ressourcen zu identifizieren und um Unterstützung zu bitten, statt alles allein tragen zu wollen. Dies kann im beruflichen Kontext bedeuten, Aufgaben zu delegieren oder sich klarer abzugrenzen. Privat kann dies heißen, mit der Familie offen über ihre Belastung zu sprechen und sich Hilfe zu holen.
Mit der Arbeit am Märchen entwickelt die Klientin ein neues Verständnis für ihre Situation. Sie erkennt, dass sie, wie Aschenputtel, das Potenzial hat, sich aus der Opferrolle zu befreien und ein erfülltes Leben zu führen, in dem sie selbstbestimmt handelt. Sie beginnt, klarere Grenzen zu setzen, die Verantwortung für ihre eigene Entwicklung zu übernehmen und sich auf ihre Stärken und Wünsche zu fokussieren.
Im morphologischen Coaching wird deutlich, dass Märchen nicht nur einfache Geschichten sind, sondern symbolische Landkarten für innere Veränderungsprozesse. Die Verwandlung von Aschenputtel zeigt, dass Krisen oft eine Phase des Übergangs sind, aus der – wenn man sie erkennt und annimmt – eine neue, stärkere Identität hervorgehen kann.
Es wird deutlich, dass das Konzept der psychologischen Morphologie letztlich auf Metamorphose abzielt, d.h. auf eine Transformation der Identität von der Dienerin zu der einer selbstbestimmten Frau. An diesem Beispiel wird auch klar, dass in diesem Coaching-Konzept kein Platz ist für bestimmte Aspekte der psychotherapeutischen Arbeit wie innere Konflikte, masochistische Wünsche, Widerstände etc. Dies kann auch ausgelassen werden, wenn es ausreichend ist, jemanden zielführend mit dem Durchsprechen eines Märchens als bildhafter Lösung zu helfen. In allen anderen, komplizierteren Fällen müsste man dann allerdings auf die komplexeren Möglichkeiten einer tiefenpsychologischen Psychotherapie oder Psychoanalyse verweisen.
Weiterlesen: Psychotherapiepraxis in Berlin, Wolfgang Albrecht
Nach der beruflichen Tätigkeit in verschiedenen Berliner Kliniken (im vollstationären und teilstationären Bereich) und Beratungsstellen, sowie Weiterbildungen in Paartherapie und Familientherapie, analytischer Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie war ich über fünf Jahre als Dozent am Institut für Psychotherapie, Psychoanalyse und Psychosomatik Berlin e.V. tätig. Parallel begann ich meine freiberufliche Tätigkeit als Psychotherapeut in eigener Praxis, die sich seit 25 Jahren am Olivaer Platz in Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf befindet.
In meiner langjährigen Berufserfahrung sowohl in Institutionen als auch in eigener Praxis als approbierter Psychologischer Psychotherapeut ist mir neben dem klinische Blick für die jeweilige Beschwerden das Verständnis des Ratsuchenden in seinem sozialen Kontext von Freunden, Liebes-Beziehungen, Familie und Arbeitszusammenhängen das wichtigste Rüstzeug für meine Arbeit.
In meiner Arbeit gehe ich immer vom jeweiligen Ratsuchenden aus: seiner konkreten Lebenssituation und seiner komplexen psychisch-leiblichen Situation in sozialen Kontext und in der Arbeitswelt. Ich frage mich immer, was für die Ratsuchenden jeweils von Bedeutung ist, worauf hin sie leben, was für sie Sinn macht.
In meiner Arbeit verfolge ich eine methodenübergreifende Psychotherapie, bei der die Bedürfnisse und Ressourcen des jeweiligen Patienten im Mittelpunkt stehen. Zur Anwendung kommt häufig neben der analytischen Psychotherapie (Psychoanalyse) die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die je nach Behandlungsfall ergänzt werden kann durch Entspannungsverfahren, handlungsorientierte und medienorientierte Verfahren (Kunsttherapie, Musiktherapie) oder auch z.B. durch eine systemische Betrachtungsweise der problematischen Situation. Ergänzt werden einzeltherapeutische Verfahren durch Paartherapie, Familientherapie, Gruppentherapie und Supervision von Arbeitsgruppen.
Wenn krankheitswertige Prozesse nicht im Vordergrund stehen, wende ich gerne Formen des Personal Coachings an. Bei dieser primär lösungsorientierten Methode lege ich Wert darauf, dass nicht nur handlungsrelevante und zeitnahe Fragestellungen im Rahmen von Berufsfindung oder Arbeitsplatzkonflikten der Ratsuchenden berücksichtigt werden, sondern auch biographische Elemente in tiefenpsychologischer Betrachtung miteinbezogen werden können.
Website: http://www.w-a-praxis.de
Olivaer Platz 15, 10707 Berlin
Wolfgang Albrecht wurde durch seine ersten Studien in verschiedenen sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern, darunter Philosophie und Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin, die er mit dem Magisterexamen („M.A.“) abschloss, für Fragen der sozialwissenschaftlich orientierten analytischen Psychologie sensibilisiert. Daher begann er anschließend ein Aufbaustudium im Fach Allgemeine Psychologie (Diplom 1984), um später eine Ausbildung zum Psychoanalytiker anzustreben.