Über die Entwicklung einer psycho-analytischen Kurztherapie

Sehr allmählich und auf einem längeren Umweg werde ich mich an das Thema „Entwicklung einer psycho-analytischen Kurztherapie“ heranpirschen. Vielleicht, weil ich langsam denke, aber auch, weil ich versuchen möchte zu explizieren…

* (s. Hinweis mit * am Schluss des Artikels)

Share with friends!
linde_salber

Autor:in

Nach dem Abitur studierte Linde Salber Psychologie, Psychopathologie und Pädagogik an der Universität zu Köln und schloss ihr Studium 1968 als Dipl.-Psychologin ab. 1970 promovierte sie im Fach Psychologie an der Universität zu Köln mit einer literaturpsychologischen Dissertation.Von 1977 bis 1980 absolvierte sie eine psychoanalytische Ausbildung in London und war Analysandin von Dorothy Tiffany Burlingham. Später schloss sie eine Ausbildung in Analytischer Intensivberatung in Köln an. Sie war als Akademische Oberrätin für das Lehrgebiet Pädagogische Psychologie an der Universität zu Köln tätig. Als Autorin bilden die Zusammenhänge zwischen Lebensgeschichten und künstlerischem Werk bekannter Persönlichkeiten einen Schwerpunkt ihrer Veröffentlichungen. Zusammen mit Anna Freud übersetzte sie Beiträge Dorothy Tiffany Burlinghams zur Psychoanalyse des Kindes ins Deutsche. Als Malerin ist Linde Salber u.a. beim Kunstverein Goldbergkunst vertreten. Ihre Bilder ließen sich, so der Kurator Gerhard Stromberg, keiner bestimmten Schule oder Stilrichtung zuordnen. Vielmehr sehe man ihnen vor allem ihren Entstehungsprozess mit seinen Zweifeln und Nöten wie auch der Freude und Lust an. Linde Salber war verheiratet mit Wilhelm Salber.

Kontakt: info@lindesalber.de

Über die Entwicklung einer psycho-analytischen Kurztherapie

Sehr allmählich und auf einem längeren Umweg werde ich mich an das Thema „Entwicklung einer psycho-analytischen Kurztherapie“ heranpirschen. Vielleicht, weil ich langsam denke, aber auch, weil ich versuchen möchte zu explizieren, was man meist als ‚selbstverständlich‘ überspringt. Damit Sie während der Ausführungen den Faden nicht verlieren, gebe ich zunächst eine Übersicht der Stationen des Gedankenganges.

I. Voraussetzungen Psychologischer Psychotherapie

  1. Ordnung des Seelischen
  2. Jede Kultur formt das Seelische, das sie verdient

II. Motive seelischen Leidens

  1. Spannungsfeld zwischen unendlichen Möglichkeiten und entschiedener Gestalt
  2. Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft

III. Erwartungen an psychologische Psychotherapie

  1. Der neue, der kreative Mensch
  2. Der zufriedene, der angepaßte Mensch

IV. Ziele Psychologischer Psychotherapie

V. Konzept einer Analytischen Intensivbehandlung

  1. Gemeinsames Werk (Einschätzung der Selbst-Behandlungs-Geschichten; Wissen um Ende/Begrenzung)
  2. Kunstanaloge Züge des Seelischen (Bildner- und Bild-Einheit; Schräge, Dazwischen, Schwebe …)
  3. Märchen als Dreh- und Angelpunkt (Ins-Bild-Rücken: Haupt¬ und Nebenbilder)
  4. Bewerkstelligen (Experimentieren als Struktur; Katamnese)

 I. Voraussetzungen Psychologischer Psychotherapie

  1. Ordnung des Seelischen

Man kann wohl sagen, daß derjenige einen Psychotherapeuten aufsucht, der das Gefühl hat, sein Leben sei in Unordnung geraten. Mit dem Wunsch nach einer neuen Ordnung wendet man sich an einen Psychotherapeuten, der die Wissenschaft vom Seelischen, d.h. von den Zusammenhängen des Verhaltens und Erlebens studiert hat. Die Psychologie – in ihren unterschiedlichen Ausformungen – ist bemüht, Einsicht in die Bewegungsfolgen seelischer Zusammenhänge zu gewinnen. Sie ordnet die Vielfalt des beobachtbaren Verhaltens und Erlebens, um es dergestalt ‚transparent‘ zu machen, daß es behandelbar wird.

Unserem Alltagsverständnis zufolge schwebt uns ein bestimmtes Bild von ‚Ordnung‘ vor: etwas Klares, Abgemessenes, Vernünftiges, Reines und Pünktliches, auch etwas Einfaches. Aber es wäre ein Mißverständnis, wollte man, was die Psychoanalytische Psychologie z.B. als „Apparat des Seelischen“ bezeichnet hat – die Instanzen von „Ich-Es-Über-Ich“ – in diesem Sinne begreifen. Der Witz dieser einfachen Ordnung  liegt gerade in der Entdeckung von Ungereimtheiten. Nicht allein dem ‚Es‘ kommen unbewußte Qualitäten zu, auch dem ‚Ich‘ und dem ‚Über-Ich‘. Der Satz vom Widerspruch, die Gesetze der Zeit und das Kausalitätsprinzip gelten nur bedingt für seelische Gegebenheiten.

Die Entdeckungen der psychoanalytischen Psychologie bestehen gerade darin, daß die Ordnungen des Seelischen unordentlich sind. Verrückte Prozesse, wie der Traum sie vorführt, bilden die Grundlage all unserer Handlungen. Zusammenhänge des Seelischen folgen einer außervernünftigen Logik, sie sind unserem wachen Begreifenwollen weitgehend entzogen. Paradoxe Verhältnisse bringen unser Verhalten und Erleben in die Gänge, etwas, das sich unserer Willkür nicht beugt. Und dennoch kommen wir nicht umhin, willentlich unsere Geschichte zu formen.

Man kann wirklich nicht sagen, daß das Seelische einfach wäre; es ist zumindest doppelt: Da läuft irgendein Betrieb, und zugleich sind wir bemüht, uns einen Reim auf diesen Betrieb zu machen. Wir schätzen unser Begehren und unsere Handlungen ein – solange, bis wir ein eigenes Bild dafür gewinnen. Dann sagen wir, das bin ich, so bin ich. Und dementsprechend unterlegen wir unseren Handlungen und Stimmungen bestimmte Absichten und Motive. Wir erklären immerfort und mühen uns, im Griff zu behalten, dessen insgeheime Logik jedoch uns im Griff hat.

  1. Jede Kultur formt das Seelische, das sie verdient

Eine Zuspitzung erhält diese Doppelstruktur des Seelischen in der westlichen Kultur. Der Natur entfremdet, dem Göttlichen mißtrauend, sind wir geübt, die Außendinge zu Gegenständen unseres Verfügens zu machen. Besessen von der Sicherung des Erdenlebens, haben wir mit den Mitteln aufklärerischer Wissenschaft das Funktionieren der Natur erforscht. Bestimmt durch die fixe Idee, daß die Naturdinge der Verbesserung bedürfen, haben wir ihre Gesetze  entschleiert und meinen nun, sie so manipulieren zu können, daß sie in verläßlicher Weise die Forderungen unseres Bildes erfüllen. Die kindliche Stellung des Menschen zur Welt haben wir als primitiv und naiv entwertet, denn ein tüchtiger Kultur-Mensch verliert sich nicht in einer Form der Mitbewegung an die Dinge, sondern er macht sie sich untertan. Das ist uns alles so selbstverständlich, daß wir uns etwas anderes kaum noch vorstellen können.

In unserer Kulturrichten wir einen großen Teil menschlicher Intelligenz so zu, daß die durch Naturwissenschaft hervorgebrachte Technologie verbessert wird , so daß wir ihre Lebenserleichterungen genießen können. Da wir es gern warm haben und hell, da wir gern schnell von hier nach da kommen, da wir gern ein bißchen länger leben, schätzen wir die Abläufe der Technologie – und machen sie zum Modell für das Verständnis seelischer Prozesse. Das ist bedenklich. Haupt-Bild der Erwachsenheit in unserer Kultur ist der tüchtige und gut funktionierende Arbeiter im weitesten Sinne. Der nicht hinreichend Leistungsfähige wird eingeschätzt nach dem Schema ‚Motorschaden‘: Liegt es an Materialmüdigkeit, wird ihm angeraten, sich in angemessener Freizeitaktivität zu ertüchtigen. Ansonsten gibt es auch Ersatzteile, und die beschafft man sich am besten in der therapeutischen Werkstatt.

Nun könnte es aber sein – und diese Vermutung äußerte Freud bereits Ende der zwanziger Jahre -, daß unsere Kultur im ganzen neurotisch geworden ist. Was bedeutet das heute?

II. Motive seelischen Leidens

  1. Spannungsfeld zwischen unendlichen Möglichkeiten und entschiedener Lebensgestalt

Unbegrenzt scheinen unsere Möglichkeiten zu sein, das zeigt bereits die seelische Konstitution im ganzen. Nietzsche charakterisiert den Menschen als „nicht-festgestelltes Tier“. Anthropologen weisen auf die Weltoffenheit des Menschen, auf die Plastizität seiner Möglichkeiten hin, und Freud beschreibt den ‚Anfänger‘ in unserer Kultur als „polymorph-pervers“, was so viel heißt wie ‚vielgestaltig-verkehrbar‘. Wir könnten alles Mögliche werden – erst in einer langen Geschichte werden wir genau zu dem, der wir sind, und selbst darauf können und müssen wir erneut gestaltend einwirken, indem wir bislang nicht wahrgenommene Möglichkeiten beleben.

Anders als noch in der Kultur des beginnenden 19. Jahrhunderts hat der Einzelne in der Gesellschaft unserer Zeit nicht mehr seinen Platz in einem festen Gefüge, das durch Tradition und Religion bestimmt wäre. Nach Nietzsches Deklaration von ‚Gottes Tod‘ und um wieviel mehr nach der Erfahrung zweier Weltkriege ist das Vertrauen in die schützende Kraft einer verbindlichen Moral erschüttert.

Die Lebenserleichterungen, in unserer Kultur hervorgebracht durch die den Menschen freisetzenden technologischen Errungenschaften, zeigen ihre Kehrseite. Von körperlicher Arbeit weitgehend entlastet, erfährt sich der Einzelne freigestellt für die Realisierung seiner selbst. Freigesetzt aus vermeintlich verbindlichen, Sicherheit gewährenden Ordnungen, ist nun dem Einzelnen die Gestaltung seines Lebens aufgegeben. Nichts und niemand nimmt ihm die Not der Formung seiner irdischen Geschichte ab. Allerdings kann ihn auch nichts und niemand bevormunden. Das könnte man die Ambivalenz der Freiheit nennen.

Aber wie vollzieht sich Selbstrealisierung, wenn die Errungenschaften unserer Kultur und Gesellschaft dem Menschen gleichzeitig signalisieren, daß er überflüssig ist? Die modernen Werkzeuge, allem voran der Computer, funktionieren schneller, präziser und zuverlässiger – denn weder denken sie nach, noch ermüden sie körperlich. Doch wie läßt sich in der Fülle der Realisierungsmöglichkeiten etwas finden, das den Einzelnen bindend interessiert, wenn die Wahl seiner Tätigkeit und die Folgen seines Handelns ins X-beliebige oder für den Betrieb des Ganzen Unwichtige abrutschen? „Anything goes“ heißt auch: Jedes ist gleichermaßen gültig. So bedarf es einer äußersten Anstrengung der Entschiedenheit, ein Handlungsfeld zu wählen, das man zum Mittelpunkt des eigenen Lebens erklärt. Warum nicht das andere wählen? Warum nicht ein Pferd striegeln, statt am Schreibtisch einen Vortrag zu gestalten? Warum nicht auswandern in einfache, sinnlich erfahrbare Welten? Warum nicht einen neuen Partner wählen? Jede Entscheidung heckt Reste des Nicht-Verwirklichten, das jedoch in unserer Kultur ebenso realisierbar wäre.

Das ist durchaus kein lockeres Spiel für Intellektuelle, sondern jeder, der keine Wahl treffen kann, leidet. Sei es, daß er zwischen dem Vielen und dem Einen in eine Bewegung kräftezehrender Überaktivität gerät, sei es, daß er in einem Zustand der Gelähmtheit verharrt. Wenn die Kultur aus den Fugen gerät, leidet der Einzelne. Was Wunder, daß Gurus, Führer von Sekten, Astrologen Hochkonjunktur haben und auch die Psychotherapeuten. Sie alle sind mit dem Versprechen ausgestattet, in der gleichberechtigten Vielfalt des Möglichen ‚sein Ding‘, sein Maß, seine Ordnung entdecken zu helfen.

Ein weiteres Motiv des Leidens ist verbunden mit dem

  1. Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft

Nicht zuletzt die Psychoanalyse hat uns gelehrt, daß aktuell erlebte Probleme mit der eigenen Ur- und Frühgeschichte verbunden sind. So machen wir sie immer häufiger zum Gegenstand der Inquisition – was ist falsch gelaufen? Gern legen wir uns eine nach zwei Richtungen abgewandelte Frühzeit zurecht. Wir bilden sie zum Paradies um, das verlorenging. Oder wir machen sie zur Werkstatt des aktuellen seelischen Notstands. Beides richtig, beides falsch. Problematisch jedenfalls ist die bannende Kraft, die die Vergangenheit damit gewinnt. Wir machen an etwas herum, das wir nicht ändern können, statt in Angriff zu nehmen, was jetzt jeweils ansteht. Auch haben wir Neigung, uns eine Zukunft herbeizuträumen, die ganz anders wäre, vielleicht das wiedergefundene Paradies der Kindheit. In beiden Fällen kommt es zu einer Entwertung der Gegenwart. Strenggenommen jedoch ist die Gegenwart das einzige, was wir wirklich haben.

Anaïs Nin, eine Schriftstellerin, die vom elften Lebensjahr bis zum Tod Tagebuch führte, brauchte diese beschreibende Vergegenwärtigung ihres ‚wirklichen‘ Lebens. Es war ein Gegengewicht zu ihrer vehementen Neigung, das Nicht-Mehr und das Noch-Nicht über alles zu stellen. Zeit ihres Lebens hat sie nicht ertragen können, daß der traumhafte Entwurf dem realisierten Leben einfach nicht entsprach. Die ihr Leben etwa vierzig Jahre lang begleitende Analyse war immer neu bemüht, die Schriftstellerin mit den Grenzen des in der Gegenwart Verwirklichten zu versöhnen. Erst im Alter von dreiundsechzig Jahren ist ihr das gelungen. Durch die Veröffentlichung ihrer Tagebücher, in denen sie ihr Leben zu einer Legende umformt, wurde sie zu der öffentlich bewunderten Gestalt, die ihre Geschichte zu rechtfertigen versprach.

III. Erwartungen an psychologische Psychotherapie

  1. Der neue, der kreative Mensch:

Anaïs Nin, die in den dreißiger Jahren zusammen mit Otto Rank in New York auch einmal therapeutisch tätig war, hat in den Blick gerückt, daß Utopien unverzichtbar sind für der eigenen Geschichte. Im Amerika der 60er Jahre und dann auch in Europa hat das die Menschen, die unwillig auf die Reduktion ihrer Bedeutung zu reagieren begannen, sehr stark angesprochen. Gegen das Funktionieren im Rahmen einer gesellschaftlich festgeschriebenen Rolle revoltierten Wünsche nach Verwandlung und Neuwerden. Die Beat-Dichter, die Blumenkinder, die Jugendlichen der sechziger und siebziger Jahre haben vorgelebt, daß Nein-Sagen zu den offiziell anerkannten Werten wie Besitz und Erfolg andere Werte in ihr Recht setzte, besonders solche, die in das Umfeld des sog. ‚kreativen‘ Verhaltens gehören. Die Welt ist gar nicht fertig, und wir selbst ebenfalls nicht. Jeder Mensch ist Schöpfer, Künstler, Schmied seines eigenen Glücks. Das war die Botschaft der Anaïs Nin, und als Rückendeckung empfahl sie die Psychoanalyse.

Wer sich an einen Therapeuten wendet, erwartet häufig eine Art Wiedergeburt. Natürlich ist das überzogen, aber ohne diese Erwartung kommt psychologische Behandlung viel mühsamer in Bewegung. Und vielleicht hat der Therapeut wirklich Hebammenarbeit zu verrichten, indem er angstvoll vermiedene Möglichkeiten in den Blick rückt und spürbar macht, daß still gelegte Kräfte im Patienten auf Belebung drängen. Therapie hätte dann zu tun mit Freisetzen und Steigern, indem das Vertrauen in die eigenen Gestaltungskräfte gefördert wird. Das gelingt allerdings nur, wenn zugleich bearbeitet wird, was C.G. Jung „Inflation“ genannt hat oder was die Psychoanalyse ‚Agieren‘ nennen könnte. Es reicht nicht, die Potenzen seelischer Entfaltung zu steigern. Es muß auch eine Art Bindung an die für den Patienten jeweils bedeutsame Realität gefördert werden. Das heißt, der neue, kreative Mensch kann nur eine Metamorphose des bislang realisierten Menschen sein.

  1. Der zufriedene, der angepaßte Mensch

Eine zweite Erwartung, die häufig an die psychologische Psychotherapie herangetragen wird, hat mit einer gegenläufigen Tendenz zu tun. Der Patient möchte die Unruhe, die jedem Verhalten und Erleben zugrunde liegt, meistern. Er hofft darauf, vom Druck seiner hochfliegenden Pläne entlastet zu werden. Das könnte man als Resignation bezeichnen. Er möchte in Übereinstimmung leben mit der dem Kreativen entgegenlaufenden Neigung zu Ruhe und Entlastung. Er möchte endlich einmal verweilen können und sich vergegenwärtigen, daß das bislang Realisierte doch auch etwas wert ist. Das heißt, er erwartet, daß die psychologische Psychotherapie ihn instand setzt, gleichsam freiwillig zu wählen, was er meint tun zu müssen: seinen Lebensunterhalt verdienen, sich festlegen auf umgrenzte Aktivität, dem Verlangen nach immer mehr und immer besser – das alles Bisherige zu entwerten droht – zu widerstehen. Das bedeutet für die Therapie, den Perfektionswahn zu ermäßigen, der das jeweils Gestaltete mit seiner zersetzenden Kritik annulliert.

IV. Ziele psychologischer Psychotherapie

Anders als bei den Leiden des Körpers, deren Behandlung auf Wiederherstellung lebendiger Funktionstüchtigkeit zielt – ist es schwierig festzulegen, worauf die Behandlung psychischer Leiden zielt. Körperliche Gesundheit könnte man als Abwesenheit von Schmerzen bestimmen. Aber läßt sich das ohne weiteres auf seelische Zusammenhänge anwenden? Flaubert schrieb einmal: „… der alte Kern scheint immer wieder durch, der alte Kern, den niemand kennt, die Tiefe einer verborgenen Wunde.“ Müßte man nicht diese Wunde durch psychotherapeutische Maßnahmen schließen, orientiert an der Vorstellung, Ziel psychologischer Behandlung sei der gelassene ‚Dauerlächler‘? Oder gehört zur seelischen Funktionstüchtigkeit ein ‚Körnchen‘ Unruhe, Störung, vielleicht sogar Leid, gleichsam als Entwicklungsmotiv?

Ich glaube, daß ein störungsfrei funktionierendes Seelenleben weder ‚herstellbar‘ noch wünschenswert wäre. Das Leben, wie es dem Menschen auferlegt ist, sei zu schwer für den Menschen, lautet ein viel zitiertes Statement Sigmund Freuds, aus dem sich eine wichtige Unterscheidung von banalem und neurotischem Leid herleitet. Um ein wenig zu dolmetschen: Neurotisches Leid besteht darin, daß wir unsere Lebenskraft im angestrengten Behandeln unserer Symptome vergeuden und dadurch die Vielfalt unserer Handlungsmöglichkeiten preisgeben; banales Leid dagegen bedeutet, daß wir die Unmöglichkeit der Herstellung einer paradiesischen Verfassung in unserer irdischen Geschichte hinnehmen.

George Bataille meint „die Neurose ist das bängliche Begreifen des zugrundeliegenden Unmöglichen, dem man irgendeine zufällige Ursache zuschreibt, statt es als unausweichlich zu akzeptieren. Das Unmögliche ist der Grund  des Seins. Doch der Neurotiker heftet es an eine bestimmte Gegebenheit …“ (Bataille 1985, S.176), indem er sagt, wäre das und das nicht geschehen in meiner Geschichte, wären Welt und Menschen anders, dann könnte auch ich anders sein. Er kann nur ein menschliches Leben akzeptieren, das sich seinen Bedingungen beugt. Die anderen müssen sich ändern, Eltern, Frau oder Mann, die Kinder, die Vorgesetzten, die Psychotherapeuten …

Ziel psychologischer Psychotherapie ist, dem in diese Enge geratenen Menschen zu helfen, aus den Unleidlichkeiten seines Lebens und aus der Unruhe etwas zu machen, das seine stillgelegten oder außer Kontrolle geratenen Verwandlungswünsche im offenen Austausch mit anderen und anderem wieder ins Spiel bringt.

Nun komme ich zum Thema:

V. Konzept einer Analytischen Intensivbehandlung

  1. Gemeinsames Werk

Die Analytische Intensivbehandlung, wie sie Wilhelm Salber in den siebziger Jahren in Köln entwickelt hat, geht davon aus, daß jede Lebensgeschichte als Geschichte einer Selbstbehandlung zu verstehen ist. Jeder Mensch ist genötigt und bemüht, sein eigenes Leben wie ein Werk zu gestalten – analog den Werken der Kunst. Material dieses Werkes sind seine Erfahrungen mit der unabwählbaren Verwandlung, mit ihren Verlockungen und Zumutungen. Im Seelischen steht nichts still. Aus der anfänglichen Flut der Augenblicke, aus dem Werden gewinnt die individuelle Geschichte eine Art Konstruktion. Die liegt allerdings nicht auf der Hand, sondern steckt in den Geschichten, die ein Klient zu erzählen hat.

Erstgespräch und Anamnese zielen darauf, in einer Form verstehender Begleitung den erzählten Geschichten ihre Konstruktion abzulauschen. Das dient zunächst einer Einschätzung, wieweit der Patient seine Geschichten in einem gemeinsamen Werk mit dem Therapeuten wird öffnen können. Wie reagiert er auf Fragen, Einwürfe, Belastungen seiner Selbstdarstellung? Was berührt ihn? Ist er in der Lage, Umerzählungen seiner Geschichten, die der Therapeut probeweise ins Spiel bringt, aufzugreifen oder zieht er sich angstvoll zurück und schützt sich vor einer Veränderung seiner eigenen Perspektive? Ist er vertragsfähig? Kann er sich auf ein mit dem Therapeuten gestaltetes Werk einlassen? Wird er wiederkommen, auch wenn man seine Geschichten belastet, indem man sie aus unvertrauter Perspektive beschreibt – wiederum probeweise? Besteht eine Art Druck oder Veränderungsnot? Wie steht es mit seinem Leiden? Ist es hinreichend zugespitzt, um die Anstrengungen einer Behandlung auf sich nehmen zu können?

All das sind wichtige Punkte, um einschätzen zu können, ob er von den Prozeduren einer zeitlich begrenzten Behandlung wird profitieren können. Denn die ideale Form der analytischen Intensivbehandlung ist auf 20 Sitzungen, einmal pro Woche, d.h. sich über ein halbes Jahr erstreckend, begrenzt. Natürlich ist auch die Frage wichtig, wieweit der Therapeut das Gefühl hat, ‚diese‘ seelische Problematik miterlebend begreifen zu können. Er muß einschätzen, ob auch er in der Lage ist, mit diesem Patienten in der Form einer zeitlich begrenzten Behandlung zu arbeiten. Dabei ist es nicht die Schwere oder das Spektakuläre der jeweiligen seelischen Störung, die über die Eignung der analytischen Intensivberatung für den jeweiligen Patienten entscheidet. Lebensbeeinträchtigende Phobien, psychosomatische Störungen wie das Leiden an Unregelmäßigkeiten des Herzens können – je nach seelischer Gesamtsituation des Patienten – leichter erfolgreich behandelt werden als zunächst ganz unscheinbare Probleme, wie etwa eine simple Prüfungsangst.

Die Entwicklung der Analytischen Intensivbehandlung ist geschichtlich aus den Erfahrungen ihres Begründers hervorgegangen, der selbst eine zeitlich begrenzte (und fraktionierte) Form der Analyse bei Anna Freud in London durchgemacht hat. Weiterhin greift dieses Konzept zurück auf die frühen Analysen Sigmund Freuds, die sehr viel kürzer waren, als es heute üblich ist. Freuds zeitlich ausgedehnteren Analysen verdanken sich seinem wissenschaftlichen Interesse am Funktionieren seelischer Zusammenhänge.

Worin liegen nun die intensivierenden Faktoren der psychoanalytischen Kurzbehandlung, die es möglich machen, lebenswichtige Veränderungen in einer zeitlich begrenzten Form der Behandlung zu bewirken? Um darauf zu antworten, gehe ich zunächst ein auf

  1. Kunstanaloge Züge der Intensivbehandlung

Lebensgeschichtlich weit auseinander liegende Erfahrungen sowie die Erfahrungen in unterschiedlichen Lebensbereichen fassen sich in Mustern oder Gestalten zusammen, die nach dem Prinzip der Analogie miteinander verbunden sind. Das entspricht dem Konzept der Übertragung in der Psychoanalyse. Neuen Situationen gegenüber sind wir gerüstet. Das gilt auch für die therapeutische Situation. Auch sie wird vom Patienten zunächst im Sinne geläufiger Schematisierungen ausgelegt.

So hat in der Therapie zweierlei zu geschehen. Die vertrauten Gestalten müssen in ihrer Reichweite spürbar und kenntlich werden. Und sie müssen so verrückt werden, daß das Ausgegrenzte ansichtig wird.

Analytische Intensivbehandlung orientiert sich bei der Gestaltung der therapeutischen Situation an den Wirkungsformen der modernen Kunst, die durch das Aufbrechen von Konstruktionen Wirklichkeit nicht einfach abbildet, sondern in ihrer befremdlichen Eigenart sichtbar macht. Wie Kunst nur zur Wirkung kommt, indem wir uns sinnlich auf ein Gebilde einlassen, indem wir unser Erleben für unvertraute Figuren öffnen (in Film, Theateraufführung, Happening, Musik oder auch Bild und Skulptur), – so wirkt auch psychologische Behandlung nur, wenn es gelingt, das Fremdgemachte und Ausgeschlossene noch einmal ins Spiel zu bringen. Wie Kunst unser vorschnelles Begreifen von Wirklichkeit befragt, befrachtet und verunsichert und dadurch ein aufmerksames Verweilen in einer Übergangszone ermöglicht (sofern wir uns darauf einlassen und es nicht mit dem ersten Blick als verrückt abweisen, um nicht selbst in eine andere Stellung zur Wirklichkeit verrückt zu werden), – so wird auch die therapeutische Situation im Sinne einer Übergangszone inszeniert.

Was im Alltag gilt: Frage und verständliche Antwort, zügiges Erledigen und Zu-Ende-Führen von Aufgaben, Haushalten mit Zeit usf., – also: das Wegschaffen von Unklarheit – wird in der Behandlungssituation umgestülpt. So wie der Leerraum, das Ausgesparte eine Plastik zur Geltung kommen lassen – also gerade das, was sie nicht ist – so wird in der Analytischen Intensivbehandlung etwas ins Verspüren gebracht, was man ebenso als ausgegrenzt oder in den Hintergrund geschoben beschreiben kann. Das gelingt, wenn sich eine Atmosphäre einstellt, die beiden Beteiligten, dem Therapeuten wie dem Patienten, ein Verweilen zwischen den vermeintlichen Klarheiten gestattet.

Zur Inszenierung der therapeutischen Situation, die Zwischenzonen eröffnet, gehören die klassischen Regeln der Analyse: Lagerung auf der Couch; Abstinenz von lebenswichtigen Entscheidungen; Verpflichtung, alles zu sagen, was einem durch den Sinn und die sinnlich-körperliche Selbsterfahrung geht, auch wenn es ungereimt oder unwichtig erscheint; Schutz dieser Verfassung durch die Schweigepflicht. Als weitere Wirksamkeit spielt in der Intensivbehandlung das Wissen um die zeitliche Begrenzung eine Rolle und die Vereinbarung, nach einer halbjährigen Karenzzeit die Wirkung der Behandlung noch einmal gemeinsam zu betrachten.

In diesem Rahmen werden seelische Abläufe ermöglicht, die Qualitäten des Fragmentarischen, der Collage und Decollage sowie der Montage und des Happening zum Zuge kommen lassen. Das geht mit Enttäuschungen einher, da die vertraute Frage: ‚Frau Doktor, nun sagen Sie mir doch, was ist es denn genau, woran ich leide?‘ durchgängig unbeantwortet bleibt. Das führt aber auch zum Erstarken der eigenen Kräfte, wenn in der Dynamisierung eines Suchprozesses gemeinsam seelisches Neuland urbar gemacht werden kann. Im selben Prozeß werden auch gewisse Methoden des Patienten kenntlich, mit denen er die Wirksamkeit des Ausgegrenzten zu entschärfen sucht, denn das, was er nicht ist, bestimmt ihn mit.

Nach und nach kommt etwas auf, das bislang als bedrohlich, verschlingend, übermächtigend, auflösend oder einzwingend stillgelegt und aus dem Umsatz alltäglicher Verrichtungen herausgehalten wurde. Nach und nach zeigt sich eine klarer werdende Kontur, die ein in bestimmter Weise komponiertes Hauptbild, in dem der Patient seine Geschichte transportiert, nicht nur von anderen und vom Zufall aufgebaut wurde, sondern daß der Patient zumindest ein Mit-Bildner war und ist. Hier liegt eine besondere Chance. Denn was man mitgebildet hat, läßt sich vielleicht auch einmal umbilden.

Der Therapeut beachtet besonders diesen Umgewichtungsprozeß – vom Opfer zum Mitgestalter. Ist die Entwicklung des gemeinsamen Werkes so weit in Gang gekommen, daß spezifische Verhältnisse zwischen Haupt-Bild und am Rande aufscheinenden Neben-Bildern kenntlich werden, drängt der therapeutische Prozeß auf eine vereinheitlichende Zuspitzung. Diese wird in der Analytischen Intensivbehandlung durch die Einführung eines Märchens gewährleistet, das geeignet ist, die Geschichten des Falles um einen Kernkonflikt zu zentrieren

  1. Märchen als Dreh- und Angelpunkt Analytischer Intensivbehandlung

Das Ideal einer über mehrere Jahre ausgedehnten klassischen Analyse besteht darin, möglichst alle Dunkelkammern der Vergangenheit auszuleuchten (aufzuklären), indem so weit wie möglich alle lebensgeschichtlich bedeutsamen Konflikte erneut belebt und bearbeitet werden. Damit verbindet der Patient irgendeine Vorstellung vom gründlichen Reinemachen und das Versprechen, irgendeinmal ‚rein‘ und wirklich neu mit seinem ganz anderen Leben beginnen zu können. Später.

Um die Vielfalt der gelebten und erzählten Geschichten seiner Patienten mustern zu können, hat Freud mit einem Bild aus der antiken Mythologie gearbeitet. Die Ödipus-Geschichte dient als Anhalt für die Rekonstruktion des Grundkonflikts, mit dem sich der Mensch der westlichen Kultur bei der Umbildung seiner polymorph-perversen Konstitution auseinanderzusetzen hat. Es ist die Auseinandersetzung mit einer unumstößlichen Grenze des Begehrens, die Auseinandersetzung mit der Verschlungenheit von Einheit und Trennung, von Übermächtigen und Unterwerfen. Im Ödipus-Konflikt, im Drama des Unschuldig-Schuldig-Werdens, kommt es zu einer folgenreichen Konfrontation mit dem All-Möglichen und dem in unserer Kultur Unmöglichen. Diese universalen Probleme, die auch in der Psychoanalyse zentral sind, werden von der Analytischen Intensivbehandlung eigens herausgehoben. Will man erfolgreich mit der Konstruktion des Ödipus-Konfliktes arbeiten, muß man Freuds Gesamtwerk mitdenken. In den Märchenkonfigurationen wird dieses Mitgedachte ausdrücklich formuliert.

Das kindliche Erleben der Wirklichkeit spielt auch in der Analytischen Intensivbehandlung eine Rolle. Doch die bannende Macht wird nicht in den vergangenen Ereignissen gesehen, die noch einmal ausgegraben und neu eingeschätzt werden müßten. Bei aller Gemeinsamkeit mit der Psychoanalyse Freudscher Prägung unterscheidet sich die Analytische Intensivbehandlung grundlegend, was ihr Konzept von Zeit angeht. Und jetzt wird der Gedankengang schwierig, weil etwas infrage gestellt wird, was uns selbstverständlich, wie ein wirklicher Gegenstand gegeben scheint, nämlich die Zeitachse von Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft.

Die Aufgliederung der Zeit, gezogen auf die Perlenschnur ‚Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft‘, ist eine Hilfskonstruktion, die der naturwissenschaftlich-materialistischen Perspektive des ausgehenden 19. Jahrhunderts stammt, eng verbunden mit dem Konzept von Ursache und Wirkung, demzufolge das der Chronologie nach Frühe das Späte bestimmt. Es ist durchaus fraglich, ob diese Vorstellung, die im Umkreis der Entstehung der Arten ihren Zweck haben mag, auch für das Verständnis der Zusammenhänge des Verhaltens und Erlebens geeignet ist.

Ernst Bloch jedenfalls hat das auf den Kopf gestellt, indem er in dem „Noch-Nicht“ eine Leben bestimmende Dynamik freigelegt hat. „Das Prinzip Hoffnung“ meint alles andere als „Et hätt noch immer jootjejange“ oder hochdeutsch: ‚Es wird schon gutgehen‘. Seelische Probleme, Nöte, Störungen, aber auch unsere (Über-)Lebensstrategien werden mitgestaltet durch ‚das Wissen‘ von Ende und Tod.

Die Analytische Intensivbehandlung setzt an bei der Übergangsstruktur des Seelischen; es gibt nur Verwandlung oder, paradox formuliert: Das Seelische hat seinen ‚Aufenthalt‘ im Augenblick des Übergangs. Und der Augenblick ist unmittelbar zum Ganzen des eigenen Lebens. Die Vergangenheit ist eine Schutzdichtung, die wir im Augenblick des Übergangs erfinden, um uns vom Druck seiner Offenheit zu entlasten. Wie Bataille sagt: Wir heften bestimmte Begrenzungen unseres Gestaltens an gewisse Umstände der eigenen Frühzeit. Die Erfindung der Vergangenheit entlastet vom Druck des Augenblicks, wenn er seine flüchtige, ungreifbare, unbegreifbare Seite zeigt. Es sind letztlich jedoch universale Probleme, nicht historische, die wir uns in erzählbaren Geschichten vergegenwärtigen, je nachdem, wie sie unsere Bewältigung des Augenblicks belasten.

Eine entsprechende Aufhebung der Zeitachse ‚Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft‘, wie auch des Ursache-Wirkungs-Konzepts finden wir in den Märchen. Dem Traum verwandt führt uns das Märchen eine ‚Bilderwelt der Verwandlung‘ vor Augen. Darüber hinaus macht es aufmerksam auf verschiedene Sorten von Verwandlung und deren Grundkonflikte.

Wilhelm Salbers Analyse der von den Brüdern Grimm gesammelten ‚klassischen‘ Märchen hat ein Inventar differenzierter seelischer Konflikte entdeckt, das über die Problematik des Ödipus-Konflikts hinausgeht. Auf den ersten Blick mag es befremdlich wirken, Märchen zum Dreh- und Angelpunkt einer Therapie zu machen, noch dazu, wenn man behauptet, sie würden uns etwas über Konstruktionen im Seelischen zu bieten haben. Das muß erläutert werden.

Novalis (erwähnt in Lüthi) hebt heraus, daß sich im Märchen das ‚Häßliche‘ verwandeln läßt. „Das Fremde, Bedrohliche, Abstoßende“, kommentiert Max Lüthi, „kann menschliche Züge annehmen, wenn wir es, statt es abzuweisen, an uns ziehen, liebgewinnen, wie Novalis sagt, und es uns so anverwandeln“ (Lüthi 1961, S.9). Weiter sieht Lüthi, dass Märchen „durch die verschiedene, scheinbar spielerische Wahl der Bilder die mannigfaltigen Sichtweisen spiegeln, die vielen Möglichkeiten des Blickes auf uns selbst und des Verhältnisses zu uns selbst. … Die Märchen stellen keine Regeln auf des Verhaltens zu uns selber und zu den anderen, sie zeichnen mannigfach verschiedene Möglichkeiten und Notwendigkeiten. … Wenn im wirklichen Menschen ein Komplex reicher Möglichkeiten vereinigt ist, so verteilt das Märchen (diese) auf verschiedene Träger“ (Lüthi a.a.O., S.13f.). Das bedeutet, daß ein spezifisches Märchen den ganzen Seelenraum eines Menschen mit seinen verschiedenen Seiten betrifft: Im Märchen sind sie personifiziert.

Jolles charakterisiert die formende Gesetzlichkeit des Märchens; sie „ist so, daß, wo immer wir es in die Welt hineinsetzen, die Welt sich nach dem nur in dieser Form obwaltenden und nur für diese Form bestimmenden Prinzip umwandelt“ (Jolles 1929, S.194).

Wilhelm Salber hebt hervor, daß sich „in den Bildern und Bild-Exegesen der Grimm’schen Märchen“ die Erfahrungen verdichtet haben, „die die Geschichte unserer Kultur mit sich brachte. Bei einer psychologischen Märchen-Analyse zeigt sich, daß die Märchen mit den Ordnungen oder ‚Systemen‘ von Verwandlung zu tun haben“ (Salber 1989, S.220).

Aufgabe und Problem des Seelischen ist die Gestaltung des Übergangs (des Augenblicks). Freiwillig-unfreiwillig wählen wir eine bestimmte Perspektive für die Gestaltung des Augenblicks. Ein bestimmtes Problem packt uns und gestaltet unsere Realität. Das jeweilige Problem hat zu tun mit den Verwandlungssorten, die in den Märchen ausgehandelt werden. Jedes Märchen dreht sich um ein Verhältnis, das der Offenheit von Verwandlung eine Richtung gibt, um die sich das Geschehen zentriert:

Im „Froschkönig“ geht es um die Spannung zwischen ‚Banal und Entwickelt‘, im „Drosselbart“ um ‚Erhalten und Verändern‘, im „Wolf und die sieben Geißlein“ um ‚Bindung und Brechung‘, im „Marienkind“ um ‚Alles und Etwas‘, im „Tischlein deck‘ dich“ um ‚Einheit und Gegenlauf‘ (a.a.O., S.224).

Zugespitzter, zwingender, belastender zeigt sich das jeweilige Problem, das zum Zentrum für die Gestaltung des Augenblicks wird, bei Menschen, die eine psychologische Behandlung aufsuchen. Ohne es zu ‚wissen‘, schrecken sie vor der Offenheit des Augenblicks zurück und suchen ihn einzuzingeln in einen kleineren Entwicklungskreis, der ‚das Andere‘ ausgrenzt. Am Kreuzungspunkt des zum Eigenen Bestimmten und des als fremd Abgewiesenen entsteht ein Drehpunkt, dessen Bearbeitung Verwandlung behindert und Wiederholung erzwingt. Das Märchen belebt demgegenüber einen ‚ganzen‘, vollständigen Entwicklungskreis.

Gelingt es im Laufe der Behandlung, das zum Eigenen Gemachte und das als fremd Ausgeklammerte spürbar werden zu lassen und in den Blick zu rücken, wird das gewählte Märchen zum Umfeld von Anmutungen, Einfällen und Erinnerungen. Die Märchenanhalte fungieren – ähnlich wie die Traumelemente – als Anreiz, Selbsterfahrenes noch einmal in Austausch zu bringen. Dabei begegnet der Patient in zugespitzter Weise den Unleidlichkeiten der eigenen Lebensgestaltung.

Die den Veränderungsprozeß intensivierende Wirkung des Märchens liegt in seiner Konstruktion. Die Erzählfassung des Märchens wird im Behandlungsprozeß zugunsten seiner inhärenten Konstruktion aufgelöst, so wie auch die sich wiederholenden Geschichten des Patienten auf ihrem Bauplan hin erforscht werden. Märchen und erzählte Lebensgeschichten „ergänzen einander, weil ihre gemeinsame Grundlage die Wirksamkeit typischer Verwandlungsfigurationen sind“ (Salber 1987, S.56). „Die Bild-Gefüge der Märchen heben heraus, welches Wirkungs-Getriebe mit solchen Bildern verbunden ist“ (a.a.O., S.56).

„Anhaltspunkte für Entsprechungen zwischen Märchen und Alltag sind Analogien, Polaritäten, Wiederholungen, Steigerungen, Umkehrungen; dabei sind psychologisch wichtig auch Seltsamkeiten, Widersprüchliches, Unverständliches. Andere Anhaltspunkte finden sich, indem wir auf ähnliche Bedeutungen, Bilder, Symbole und Dinge achten – das kann heraustreten an Aufgaben oder Problemen oder Gebärden und auch in der Ausrichtung bestimmter Vorgänge oder Prozesse. Nicht zuletzt bieten auch Kategorien der Behandlung von Wirklichkeit – Festhalten-Bewegen, Klein-Groß, Tun-Getanwerden – einen Leitfaden für die Sache nach Entsprechungen zwischen Märchen und Alltag“ des Patienten (a.a.O., S.63). Dabei geht es nicht um „Eins-zu-eins-Zuordnungen wie in einem Symbollexikon“ (a.a.O., S.63). „Mithilfe der Austauschprozesse von Märchen und Alltag suchen wir herauszufinden, was das ‚Explosible‘ ist, das eine Lebensgeschichte mit Sinn erfüllt, faszinierend und beunruhigend zugleich“ (a.a.O., S. 63).

In der Konstruktion eines Märchens verfangen sich die Geschichten des Patienten, sie erfahren eine Brechung und rücken dadurch nicht-beachteten Zusammenhang in ein Bild. Der psychologische Intensivbehandler weiß um die Probleme, die mit der Gestaltung des offenen Augenblicks verbunden sind. Er weiß auch, daß im Erzählen etwas zum Ausdruck kommt, das mehr und anders ist als das Erzählte. Er geht von der Hypothese aus, daß im Erzählten etwas vorgeführt wird, das freiwillig-unfreiwillig verkehrt worden ist. Im Bericht über das unleidliche Leiden deutet sich immer auch ein verdrehtes Können an, das dem Leiden eine lebenswerte Seite zuerkennt – weshalb das Leiden eben nicht nur unleidliche Züge hat. Großer methodischer Aufwand wird getrieben, um dem Leiden seine unleidliche Seite zu nehmen. Man kann geradezu von einem gekonnten Leiden sprechen. Es leistet ja auch Beträchtliches, da es der Unwägbarkeit des offenen Augenblicks seine Macht zu nehmen geeignet ist.

Mit seinem Leiden zingelt der Patient seine Verwandlungsmöglichkeiten ein. Es bannt die Verwandlungsvielfalt in die Gestalt eines vertrauten Bildes. Durch Zerdehnung des im kenntlich gemachten Augenblick verdichteten Bildes sowie durch Verdichten des Zerfaserten verliert die Unverrückbarkeit des Bildes, das der Selbstbehandlung des Patienten orientierend zugrunde liegt, seine Stabilität.

Längst warten Sie und mit Recht auf ein Beispiel, an dem die – zugegeben – recht abstrakten Gedanken etwas anschaulicher werden. Das will ich nun bringen, obwohl ich wahrscheinlich Ihre Aufmerksamkeit schon lange überstrapaziert habe.

Ludwig Richter-Hausbuch. Hrsg. von F. A. Fahlen. Leipzig: Georg Wigand o.J. (http://www.goethezeitportal.de)

Ich folge den Modellierungsprozessen der Behandlung. Das geklagte Leid einer Frau Anfang vierzig hat mit allgemeinen Lebens- und Partnerproblemen zu tun: Trennen oder Nicht-Trennen. Darin deutet sich ein umfassendes, bislang unverstandenes Leid an: Überempfindlichkeit gegen Getäuschtwerden, Gezwungensein zu seltsamen Alleingängen, deren Sinn fremd bleibt. Unbegreiflicher Rückzug in Trauerverfassungen, die überfallartig auftreten, zeigt überraschenderweise eine genußvolle Seite. Wütend demonstriert sie mit ihren Handlungen: „Ich komme durch, was auch geschieht; mich kriegt nichts klein; ich bin autark.“ Im weiteren Behandlungsverlauf gerät ihr plötzliches Aufkündigen von Verbundenheit und Verbindlichkeit in den Blick. Trauerverfassungen erhalten die Bedeutung eines Rückzugs. Weiter zeigt sich, daß Täuschung nicht nur erlitten, sondern auch betrieben wird. Es kristallisiert sich eine Art Haupt-Bild heraus. Die Patientin sieht sich als getäuschtes und betrogenes Kind, das in seiner Erwachsenheit „als ausgemolkene Kuh auf abgegraster Wiese steht“, alleingelassen und ausgenutzt von ihrem Lebenspartner, obwohl es selbst nichts anderes angestrebt hat als die unverbindliche Einheit.

Ausgespart wird das eigene drängende Betreiben, in dem sich etwas andeutet, das nicht zum Haupt-Bild paßt. Mehr und mehr gerät das umgrenzte Bild ins Schwanken: Wer ist eigentlich Verräter der Einheit und wer ist der Verratene? Worin liegt der Genuß der Trauer? Wieso macht grenzenlose Sehnsucht starr und leitet Rückzug ein? Was steckt im Mißtrauen gegen Wohlbehagen? Was zwingt zum Auflösen von Wohl behagen in der ehelichen Einheit?

Die zwingenden Fragen und die von der Patientin ins Spiel gebrachte Metapher, führen zum Märchen vom „Tischlein deck‘ dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“.

„Ein Schneidermeister schickt seine drei Jungen aus, eine Ziege zu hüten. Den Jungen sagt die Ziege, sie sei satt. Dem Vater sagt sie, ‚fand kein Blatt‘. Erbost verjagt der Schneider seine Söhne. Daes ihm aber genauso geht wie den Jungen, rasiert er der Ziege den Kopf und jagt sie fort. Die Jungen sind in eine Lehre gegangen; am Ende der Lehrzeit erhalten sie zum Lohn ein Tischlein-deck-dich, ein Goldeselein und einen Knüppel-aus-dem-Sack. Ein verlogener Wirt tauscht Tisch und Esel um. Er muß jedoch die Wunderdinge wieder herausrücken, als ihm der dritte Sohn den Knüppel auf den Leib schickt. Die Ziege konnte Fuchs und Bär erschrecken; aber einer Biene muß sie weichen.

Im Mittelpunkt der Haupt-Figuration steht hier die Sucht, alles, was uns wünschbar erscheint, in einer Einheit unterzubringen; das verspricht Ausbreitung, Allmacht und konfliktloses ‚So-ist-Es‘. Alles soll in eine Einheit passen, als wären die wunderbaren Belohnungen der drei Jungen die Erfüllung der Ansprüche, die die Ziege hat.

Aber eine solche Einheit gibt es nicht. Daher geht es hier immer zugleich um die Einheit und gegen die Einheit. Der Gier nach Einheit arbeitet entgegen, daß ihre Widersprüchlichkeit betont wird. Beides ist zugleich da und wird erfahren im Vor und Zurück“ (Salber 1987, S.139f.).

Das Rahmenmotiv des ‚Tischlein-deck-dich‘ ist die Spannung zwischen der Liebe zur Einheit und den dagegen laufenden Wünschen nach mehr und allem. Das spitzt sich bei dieser Patientin im Problem des ‚Verrats‘ zu und in dem drängenden Verlangen nach einer Idealform des Erreichens. Im Märchen geht es bei Ziege und Wirt um Verrat. Und mit dem ‚Tischlein-deck-dich‘, dem ‚Goldeselein‘ und dem ‚Knüppel-aus-dem-Sack‘ bringt das Märchen Bilder für die Idealform des Erreichens.

Mit dem Märchen wird die Hypothese einer in sich zusammenhängenden Konstruktion bestimmt. Im Behandlungsverlauf kommt es dann darauf an, das angedeutete Ganze in seiner Binnenstruktur frei zu legen.

Das ‚Material‘ (Einfälle, Erinnerungen, Stimmungen, Verstummen usw.), das der Fall im lockeren Umspielen der Märchenbedeutungen bringt, gruppiert sich mehr und mehr um Spannungs-Verhältnisse. Die Ziege, die Wunschdinge und der Wirt spiegeln eine Konstellation des Seelischen: Den Zwang zu unmäßiger Ausbreitung und die damit unlösbar verbundene Destruktion; Destruktion, da die Wünsche nicht gestattet und nicht praktizierbar erscheinen. Dieses Gebot der Selbsteinschränkung wird auf andere gewendet. Es wird als erlitten dargestellt und als etwas, das nun einmal die anderen erleiden sollen. Der Wirt steht nicht nur für das Niederzuknüppelnde an den eigenen Wünschen, er macht auch eine Form sichtbar, in der sich die Patientin gegen andere wenden kann; durch plötzliches Aufkündigen der Verbindung sollen sie unregsam, tot gemacht werden.

Eine zweite Konstellation hebt besonders die Formen heraus, die wiederholt werden, sowie die Ambivalenz von Trauer und Feier. Wiederholt werden die Gänge und die Verleugnung der Gänge in Gestalt des Sich-Zurückziehens. Wiederholt werden Leistungen und Verfehlen. Es ist ein ständiges Rauben und Selbstberauben wirksam. Es wiederholen sich Betrug und Fallenstellen nach verschiedenen Seiten sowie das plötzliche Umkippen (Ziege). Dabei kommt es zu einem Schwanken zwischen Feiern und Trauern. Es erklärt sich, daß der Wunsch nach Einheit/Verschmelzen über die Maßen anstrengend ist, weil das unvermeidliche Verfehlen vermieden werden muß. Das Aufkündigen von Gemeinsamkeit und der Rückzug ins Trauern werden aktiv hergestellt: Allein so meint die Patientin das Befürchtete im Griff zu haben und nicht dessen Opfer werden zu können.

Damit erhalten die einzelnen Regungen ihre Stellung im Gefüge zweier Konstellationen. Das Dreieck Ziege/Wunsch – fortgetriebene Jungen/Wünsche – Wirt/stillzuknüppelnde Wünsche repräsentiert das Grundproblem der unvermittelten Extremisierung von Verwandlungstendenzen: Alles kippt ins Nichts. Im Quadrat von Wiederholungen und Ambivalenzen werden die eingeengten Versuche, das in die Hand zu kriegen, beschaubar.

Gegen Ende der Behandlung kommt es zu  einem körperlichen Zusammenbruch, dessen Sinn die Patientin nach einigem Schwanken bereits von sich aus versteht. Ihr Verstehen kristallisiert sich um das Materialbild des Keimenden, das notwendig anderes zerstört. Während die Patientin in ihrer Selbstbehandlungsgeschichte solche Verhältnisse in Schuldzuweisungen, Unkenntlichmachen von Schuld und Angstvermeidung verrechnet hatte, kann sie sie nun als zugehörig betrachten: So geht es zu in der Welt. Sie spürt nun ihren Anteil am Ausklammern und Unkenntlichmachen dieses Sachverhalts. Ihr Hauptbild verrückt sich. Es kommt zu einer Entkopplung des harten Beweisganges, seinsberechtigt zu sein, indem die eigene Regsamkeit auf vertraute Weise stillgelegt wird. Keimendes darf fortgesetzt werden, auch wenn seine zerstörenden Konsequenzen nicht vermieden werden können.

Das gemeinsame Werk in der Intensivbehandlung erhält – anders als die personenzentrierte Übertragung in der langen Analyse – durch die Arbeit an Märchen eine Lockerung. Das Märchen wird zu einem Übergangsobjekt im weitesten Sinne, etwas, das zwischen der Gefangenheit  im Hauptbild, zwischen der Abhängigkeit vom Therapeuten, zwischen dem leidvollen Alltagsgeschehen eine Drehzone eröffnet, in der Halt, Widerstand, Herausforderung, Eigenes und Fremdes durchprobiert werden können.

Das Märchen wird zum transportablen Symbol für die Umgewichtungen der Behandlung und begleitet den Patienten – bis zur Katamnese nach sechs Monaten. Und länger.

Zusammenfassung

Der gesamte Verlauf der Analytischen Intensivbehandlung vollzieht sich in Versionen mit unterschiedlichem Schwerpunkt. Während zu Beginn herausgearbeitet wird, was der Patient an seinem Leiden leiden kann, richtet sich die Aufmerksamkeit in der zweiten Phase auf die Methoden, mit denen er sein Leiden festhält. Unfreiwillig-freiwillig ist er in eine Beweisführung verstrickt, als müßte er sich selbst immer neu überzeugen, daß die Offenheit des Augenblicks ihm nach dem Leben trachtet.

In einer dritten Version wird in den Vordergrund gerückt, was in den Geschichten und in der aktuellen Beziehung zum Therapeuten auf die Aufspaltung in ein geliebt-gehaßtes Haupt-Bild und ein gehaßt-geliebtes Neben-Bild hindeutet. Wenn das gelingt, bringt der Therapeut ein passendes Märchen ins Spiel, an dem sich die Einfälle des Patienten orientieren und das seinen Geschichten einen neuen Sinn verleiht. Insgesamt gilt die Aufmerksamkeit einer Umzentrierung der Selbsteinschätzung des Patienten als Opfer. Besonders in der Arbeit mit dem Märchen erfährt er sich mehr und mehr als Mitgestalter. Das kann man als Transfiguration bezeichnen. Die letzte Phase rückt stärker als zuvor in den Blick, daß die Behandlung auf das Bewerkstelligen im Alltag zielt. In einer Katamnese noch einem therapiefreien halben Jahr, in dem der Patient vom Märchen begleitet wird, erfolgt eine Einschätzung, die gegebenenfalls eine weitere Therapie-Einheit nahelegt. Das Ziel der Analytischen Intensivbehandlung liegt darin, daß der Patient es wagt, experimentierend die Offenheit des Augenblicks wahrzunehmen und zu gestalten.

Ein Wort zum Schluß: Bei diesem Vortrag ist mir wieder einmal klar geworden, daß es unmöglich ist, über die Entwicklung einer psycho-analytischen Kurztherapie ‚kurz‘ zu informieren. Es braucht die Erlebensgeschichte von wenigstens 20 Sitzungen. Wer also mehr wissen möchte, ist herzlich eingeladen.

*Redigierte Fassung eines Vortrags auf einer Tagung der WGI 1989 und Vorabdruck aus dem demnächst im Verlag „Zwischenschritte“ erscheinenden Buch von Linde SALBER („Neben der Spur“) mit ihren gesammelten Aufsätzen und Vorträgen aus den Jahren 1984-2022 (Schriften zur Morphologie – Band 8)

Literaturverzeichnis

Bataille, G. (1985): Das obszöne Werk. Reinbek

Bloch, E. (1959): Das Prinzip Hoffnung. Berlin

Jolles, A. (1929): Einfache Formen. Halle

Lüthi, M. (1961): Volksmärchen und Volkssage. Bern

Salber, W. (1987): Psychologische Märchenanalyse. Bonn

Salber, W. (1989): Der Alltag ist nicht grau. Bonn


Abbildungsverzeichnis

So nicht anders gekennzeichnet sind die Abbildungen in diesem Artikel Arbeiten von Linde Salber.

 

Artikel und Beiträge von Linde Salber in Zwischenschritte:

„Das Seyn ist der Stift in dem Wirbel“

Zweihundert Jahre Erfahrungsseelenkunde (K.Ph. Moritz) (1/1984)

Dichter als Psychologen (Knut Hamsun) (2/1984)

Toll, brutal – aber Beckmann

Bilder einer Ausstellung (1/1985) 

Das obskure Objekt der Beunruhigung (Tschernobyl) (2/1986)

Eine Biographie unserer Kultur

Lou Andreas-Salomé (2/1987)

Ohne Langeweile geht es nicht – oder: Es muss im Leben mehr als alles geben (1/1989)

 Zwei Leben – Ein Experiment

Lou Andreas-Salomé und Anais Nin (2/1991)

Sexualität und Literatur:

Fragment und Wiederholung in Leben und Werk der Anais Nin (1/1993)

Nietzsches Kinder auf der Coach (1/1995)

Im Anfang war der Klang – Pepe Romero und die Gitarre (1/1995)

Anais ist eine Provokation (1/1995)

Das Kind in der Frau (1/1996)

Otto Ranks Analyse der Weiblichkeit im Spiegel der Anais Nin (1/1997)

Die Gedanken sind frei (2001)

Vom Anders-Möglichen (2001)

Traum und Kunst (2001)

Überführungen (2001)

Als was gehst du? (2002)

Materiale Metamorphosen (2002)

Zum Bei-Spiel des Fremden in der Kunst des Salvador Dali (2004)

Das Fremde als stumpfe Ekstase – Zur Bild-Vision Edward Hoppers (2004)

 

linde_salber

Autor:in

Nach dem Abitur studierte Linde Salber Psychologie, Psychopathologie und Pädagogik an der Universität zu Köln und schloss ihr Studium 1968 als Dipl.-Psychologin ab. 1970 promovierte sie im Fach Psychologie an der Universität zu Köln mit einer literaturpsychologischen Dissertation.Von 1977 bis 1980 absolvierte sie eine psychoanalytische Ausbildung in London und war Analysandin von Dorothy Tiffany Burlingham. Später schloss sie eine Ausbildung in Analytischer Intensivberatung in Köln an. Sie war als Akademische Oberrätin für das Lehrgebiet Pädagogische Psychologie an der Universität zu Köln tätig. Als Autorin bilden die Zusammenhänge zwischen Lebensgeschichten und künstlerischem Werk bekannter Persönlichkeiten einen Schwerpunkt ihrer Veröffentlichungen. Zusammen mit Anna Freud übersetzte sie Beiträge Dorothy Tiffany Burlinghams zur Psychoanalyse des Kindes ins Deutsche. Als Malerin ist Linde Salber u.a. beim Kunstverein Goldbergkunst vertreten. Ihre Bilder ließen sich, so der Kurator Gerhard Stromberg, keiner bestimmten Schule oder Stilrichtung zuordnen. Vielmehr sehe man ihnen vor allem ihren Entstehungsprozess mit seinen Zweifeln und Nöten wie auch der Freude und Lust an. Linde Salber war verheiratet mit Wilhelm Salber.

Kontakt: info@lindesalber.de

Nach oben