Nachruf Professor Armin Schulte

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Nachruf Professor Armin Schulte

Am Abend des 21. Juli 2023 ist Armin Schulte im Kreise seiner Familie friedlich von uns gegangen. Als Redaktion der neuen Zwischenschritte sind wir zutiefst bestürzt und traurig über seinen plötzlichen Tod, der ihn aus unserer Mitte gerissen hat. Armin Schulte war nicht nur der Initiator, sondern auch das Zentrum der Zwischenschritte online und uns persönlich ein guter Freund und Kollege.

Am 15. Mai 1953 im rheinländischen Grevenbroich geboren, studierte Armin Schulte zunächst Kunst, Englisch und Deutsch für das Lehramt. Nach dem zweiten Staatsexamen 1977 übernahm er eine Lehrtätigkeit in der Erwachsenenbildung und begann parallel ein Studium der Psychologie. An der Universität Köln begegnete er dann der Psychologischen Morphologie Wilhelm Salbers, die zum wissenschaftlichen Fokus seines Denkens wurde. Bereits als Student engagierte er sich für eine Optimierung didaktischer, besonders auch medialer Aufarbeitung von wissenschaftlichen Unterrichtsinhalten und initiierte 1981 die halbjährlich erscheinende psychologische Fachzeitschrift „Zwischenschritte – Beiträge zu einer morphologischen Psychologie“, für die er den Arbeitskreis Morphologische Psychologie gründete. Bald nach seiner Diplomprüfung in Psychologie 1985 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Salber und übernahm dort neben der eigenen Lehr- und Forschungstätigkeit die Publikationspraxis des Instituts, die er dann auch parallel zu den weiteren beruflichen Stationen fortsetzte: Von 1991 bis 1997 war er Herausgeber der Buchreihe Schriften zur Morphologischen Psychologie, seit 1998 Herausgeber der Werkausgabe Wilhelm Salber. 2021 begann er damit, eine Redaktion für eine neue elektronische Form der Zwischenschritte zusammenzutrommeln, die dann im November 2022 online ging.

In seinem eigenen wissenschaftlichen Oeuvre beschäftigte Armin Schulte sich mit der Entwicklung der tiefenpsychologisch-hermeneutischen Psychologie im frühen 20. Jahrhundert, die mit den Schwerpunkten Gestaltpsychologie, Psychoanalyse und psychologische Hermeneutik als wissenschaftliche Vorläufer der Morphologischen Psychologie anzusehen sind. Es ist darüber hinaus zentriert um Fragen der Anwendungen der wissenschaftlichen Psychologie in der Markt- und Medienwirkungsforschung und liefert viele wichtige Grundlagentexte zu einer tiefenpsychologischen Begründung von Wirkungsforschung, die sich an verschiedenen Anwendungsbereichen entwickelt und bewährt hat. Bemerkenswert sind auch seine didaktischen Schriften zu den verschiedenen psychologischen Themen.

Zu Beginn der 1990er Jahre war Armin Schulte maßgeblich an der Gründung der Kölner Akademie für Markt- und Medienpsychologie (kamm) beteiligt, deren Geschäftsführer er in der Zeit von 1993 bis 2003 war. Dort entwickelte und erprobte er ein didaktisches Konzept für eine psychologisch zentrierte berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung von Markt- und Medienforschern mit dem Schwerpunkt der Vermittlung von Forschungs- und Beratungskompetenz in der Wirtschaftspsychologie. Von 1998 bis 2002 übernahm er als Leiter die Aus- und Weiterbildung des Marktforschungsinstitutes rheingold in Köln und führte dort insgesamt acht mehrjährige Ausbildungskurse durch. Beteiligt war Armin Schulte auch an der Gründung der Gesellschaft für Psychologische Morphologie (GPM) 1993 und der aus ihr hervorgegangenen Wilhelm-Salber-Gesellschaft (WSG), dessen Erster Vorsitzender er war.

Sein Interesse an der Didaktik der Wirtschaftspsychologie führte ihn 2001 nach Berlin. Er sah in der Anbindung an eine Wirtschaftshochschule die Chance, sein didaktisches Konzept eng an ein forschungs- und praxisorientiertes Lernen zu knüpfen und ein Institut für Wirtschafts- und Kulturpsychologie zu gründen. Seine wissenschaftlichen und didaktischen Erfahrungen mündeten, gemeinsam mit Herbert Fitzek, in den Aufbau eines Bachelor-Studiengangs an der BSP, Business & Law School Berlin, der sich von üblichen Konzepten der Vermittlung von Wirtschaftspsychologie durch ein in sich geschlossenes psychologisches Konzept, eine kulturpsychologisch fundierte Wirtschaftspsychologie und tiefenpsychologische Wirkungsforschung abhob. Inhaltliche und persönliche Unterstützung fand er in der Hochschulgründerin und Geschäftsführerin der BSP Ilona Renken-Olthoff. 2006 übernahm er dort die Studiengangsleitung, später die Departmentleitung Wirtschaftspsychologie. 2011 folgte die Ernennung zum Professor.

Armin Schulte zeichnete sich in seiner Hochschultätigkeit und als Herausgeber und Redakteur durch eine beeindruckende Konsequenz in seinem morphologischen Denken aus, ohne dabei jemals dogmatisch zu werden. Mit der Neuauflage der Zwischenschritte verband er nicht nur eine Umwandlung der Zeitschrift in ein zeitgemäßes Online-Format, sondern auch eine Öffnung der Psychologischen Morphologie für verwandte Strömungen und Richtungen. Die Wahrung des morphologischen Erbes durch die Verfügbarmachung älterer – auch unveröffentlichter Schriften – war ihm dabei ebenso ein Anliegen, wie der Erhalt der Lebendigkeit und Wandlungsfähigkeit durch die Veröffentlichung neuer Aufsätze und Texte. Wie in den Anfängen der Zwischenschritte sollten dabei auch Studierende und Alumni der Studiengänge die Möglichkeit der Veröffentlichung erhalten. Seine künstlerische Seite schlug sich in der steten Betonung der Wirkung der Bildmaterialien zu den Texten nieder, die die Zwischenschritte in ihrem Erscheinungsbild geprägt haben.

Es wird für uns als Redaktion nicht einfach sein, seine Tatkraft und sein Durchhaltevermögen zu ersetzen, um dieses neue Projekt der Zwischenschritte online ohne ihn fortzusetzen. Wir werden ihn sehr vermissen. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Patricia Schulte-Moser und seiner Tochter Valerie.

  1. Juli 2023

Rosemarie Tüpker für die Redaktion der Zwischenschritte

 

Ilona Renken-Olthoff lädt für die BSP am Freitag den 28. Juli 2023 um 13 Uhr zu einer Gedenkfeier im Konzertsaal der Siemens Villa ein. Um Anmeldung wird gebeten unter veranstaltung@businessschool-berlin.de

 

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